13. Tag, Samstag, 08.03.2014: BANDARAWELA – WEERAWILA – Elefanten!

Noch mal tief durchatmen in der luftigen Höhe, dann geht’s aus den Bergen zurück ins tropische Tiefland zum Yala-Nationalpark. Auf einer Safarifahrt halten wir am Nachmittag Ausschau nach Elefanten, Affen & Co. Übernachtung in Weerawila außerhalb des Parks.

Heute steht ein weiteres Highlight auf dem Programm: Eine Safari. Meine erste Safari. Stattfinden wird sie im Yala-Nationalpark, einem Areal von fast 1300km². Dieses ist in insgesamt fünf Areale unterteilt, von denen wir heute zwei durchqueren und erkunden werden. Doch bis wir dort ankommen, haben wir noch einiges vor uns, ein Teil davon entspannend, der andere eher anstrengend.

Der entspannende Teil: Wie üblich treffen wir uns mitten in der Nacht um 08.00 Uhr zur Abfahrt am Bus.
(Ich werde den Verdacht nicht los, dass ich etwas Entscheidendes falsch gemacht habe. Oder gibt es eine andere logische Erklärung dafür, dass ich im Urlaub jeden Tag um halb sieben aufstehe, um sieben Uhr frühstücke und pünktlich um acht Uhr abfahrbereit am Bus stehe? Ich weiß ja, dass man im Urlaub Dinge tun soll, die man sonst nie macht, aber so etwas? Okay, stimmt. All das mache ich sonst nie, dann sei es halt so.)

DSCF5922Wir fahren etwa eine Viertelstunde, da ist der entspannende Teil auch schon beendet. Draußen stehen am Straßenrand säuberlich aufgereiht fünf Safari-Jeeps, in die wir nun umsteigen:
In jeden klettern fünf von uns, ich lande mit vier Mädels im – wie sich kurz darauf herausstellen soll – Party-Jeep.

Wenn ich mich bisher schon mal über die Fahrweise der Menschen in Sri Lanka geäußert haben sollte: Vergesst alles, was ich geschrieben habe, denn es war die Betrachtung eine außenstehenden Ahnungslosen.
Kaum sitzen wir, schmeißt der Fahrer den Motor an und los geht die Fahrt. Zwischenzeitlich mache ich eine Aufstellung über die wichtigsten Verkehrsregeln in Sri Lanka:

  1. Es gibt einen Knopf im Fahrzeug, der über zwei einstellbare Positionen verfügt: „Halsbrecherisch fahren“ versus „Aus“.
  2. Es wird sich grundsätzlich im Modus „Halsbrecherisch fahren“ fortbewegt.
  3. Das wichtigste Bauteil an einem Fahrzeug ist die Hupe.
    Sie gehört nicht zur Grundausstattung eines Fahrzeugs, sondern muss über die Sonderausstattung erworben werden. Eine Hupe ist sehr teuer. Deswegen zeigt der Besitzer eines Fahrzeugs stolz, dass er eine solche erworben hat, indem er jeden anhupt, der ihm entgegenkommt oder der ihn überholt, oder der irgendwo herumsteht.
    Auch am Wegrand stehende Personen werden angehupt. Und Tiere. Und Häuser. Eigentlich wird ständig gehupt. Einige Menschen steigen daher in ihr Fahrzeug ein, legen den Schalter um auf „Halsbrecherisch fahren“, legen dann den Finger auf die Hupe und halten den Knopf bis zum Ende der Fahrt konstant gedrückt.
  4. Wer am lautesten hupt, hat Recht.

Nach gefühlten drei Stunden kommen wir an einem der Eingänge um Nationalpark an, der Jeep hält an. Als die massive Staubwolke, die der Fahrer beim Bremsen verursacht hat, sich legt, wage ich es, meinen krampfhaften Griff zu lösen, mit dem ich mich an das Gitter des Jeeps festgekrallt habe. Dabei fällt mein Blick auf meine Armbanduhr: Wir sind gerade einmal fünfundvierzig Minuten gefahren…

Die Seite Srilanka-reise.info schreibt zum Park unter anderem Folgendes:

„Bevor man sich für einen Besuch des Parks entscheidet, sollte man zwei Dinge bedenken: Die Fahrt durch den Nationalpark kann vielleicht etwas enttäuschend sein, wenn man erwartet, Leoparden und Krokodile sowie Herden von Elefanten an jedem Wasserloch und Affen von jedem Baum hängen zu sehen. Manchmal fährt man stundenlang umher und hat am Ende des Tages beispielsweise noch immer keinen Elefanten oder Leoparden in freier Wildbahn gesehen. Hat man das Glück, einige Tiere aus nächster Nähe zu sehen, kann es jedoch vorkommen, dass sich sogleich eine Art Massenauflauf um das Tier bildet und sich eine Reihe von Jeeps mit fotowütigen Touristen um das Tier versammelt. Auch dies sollte man vor einem Besuch von Yala wissen. Wenn man diese zwei Aspekte berücksichtigt, wird man von einem Besuch im Yala Nationalpark sicherlich nicht enttäuscht sein.“
(http://www.srilanka-reise.info/yala-nationalpark/, zugegriffen am 07.03.2014)

Ich bin also gespannt…

Nachdem die Tickets gelöst sind, steigt unser Scout zu uns in den Jeep und es geht weiter. Dass wir Viraj an Bord haben, wird sich später noch als großer Gewinn herausstellen, denn er vermittelt ständig zwischen uns und dem Fahrer, teilt ihm unsere Wünsche mit, übersetzt die Kommentare des Fahrers, erklärt uns die Tiere und und und…

Der Motor springt an, die Erde wird aufgewirbelt und der Jeep setzt sich in Bewegung. Die asphaltierten Straßen lassen wir hinter uns, generell lassen wir die Straßen hinter uns. Die Wildnis begrüßt uns mit einer Aneinanderreihung von Schlag- und Wasserlöchern, zwischen denen unser Fahrer geschickt manövriert. Dabei schaut er – wie ich über den Rückspiegel beobachten kann – ständig nach links und rechts oder schreit in sein Telefon, dass er die ganze Zeit über mit einer Hand ans Ohr hält.

DSCF5940Plötzlich: eine Vollbremsung.
Die Mädels und ich schauen irritiert in der Gegend herum, wir sind umzingelt von Jeeps mit Touristen, die ebenfalls irritiert in der Gegend herum schauen.
Viraj fragt den Fahrer, was los ist und klärt uns auf: Ein Leopard! Wir suchen den Busch ab, auf den er zeigt und sehen – nichts! Plötzlich bewegt sich etwas und wir können den Kopf erkennen. Dann den Hals. Dann den Rest. Gemächlich und von unserer Anwesenheit völlig unbeeindruckt schlendert der Leopard keine zehn Meter von uns entfernt durch die Steppe.
Die anderen Jeepfahrer verfluchen uns, denn unser Fahrer macht keine Anstalten weiterzufahren, bis wir ihm ein Zeichen geben, und so stehen wir eine lange Zeit einfach nur herum, machen Fotos und lassen uns anschreien, dass wir endlich den Weg freimachen und den anderen den Blick freigeben sollen. Wir sind ja keine Unmenschen und so geben wir das Zeichen – es geht weiter.

DSCF5997Je weiter wir fahren, desto mehr beeindruckt mich die Vielfalt, die sich uns hier offenbart: Von dschungelähnlicher Vegetation über Sanddünen, Wasserlöcher, Steppe, Felsformationen – es ist alles dabei.
Was anfänglich sehr stört, ist die Tatsache, dass wir sprichwörtlich von Jeeps umzingelt sind (ich zähle weitweise vierzehn Stück) und dabei natürlich das vom ersten Jeep entdeckte Tier nach einem gellenden Begeisterungsschrei der Insassen das Weite sucht und somit für die Nachfolgenden nicht mehr zu sehen ist.
Wir bitten daher unseren Fahrer, einen anderen Weg zu wählen, er biegt auf einen für uns nicht als solchen erkennbaren Weg ab und plötzlich sind wir für die restliche Zeit, die wir im Park verbringen, so gut wie alleine. Es offenbart sich uns eine Fauna, die ich bisher nur aus dem Zoo kannte – wenn überhaupt.

DSCF5978Als wir erneut unvermittelt halten, sehen wir etwa fünf Meter vom Weg entfernt einen Elefanten. Er sieht uns ebenfalls und so verbringen wir ein paar Minuten damit uns einfach gegenseitig anzustarren.
Plötzlich setzt sich der Elefant in Bewegung, kommt genau auf uns zu, versteckt sich neben einem Busch und schaut uns von dort aus neugierig an. Würden wir die Hand ausstrecken, könnten wir ihn berühren, aber das lassen wir lieber. Immerhin handelt es sich um ein freilebendes, wildes Tier, da weiß man ja nie…

DSCF6016Neben Waranen, Wiedehopfen, Krokodilen, Bienenfressern (mein persönlicher Favorit an diesem Tag, ich kann mich nicht entsinnen, jemals einen derart schönen Vogel gesehen zu haben), diversen Flamingos, unzähligen Vögeln, die wir alle erklärt bekommen, an die mich aber nun wirklich nicht mehr erinnern kann, sehen wir auch Wasserbüffel, die uns neugierig betrachten, Mungos, die uns auszulachen scheinen und – in einem abgelegenen Wasserloch – ein Elefantenpaar, das dort Momente trauter Zweisamkeit in der Abgeschiedenheit verbringt.

Als wir den Park verlassen, ist es schon dunkel. Die letzten Stunden werden mich noch lange begleiten, so toll sind die Eindrücke, die ich dort sammeln durfte. Die Rückfahrt ist – ebenso wie die Hinfahrt und die Safari an sich – geprägt vom Gesang meiner Begleiterinnen, die den Soundtrack von „The Lion King“ zum Besten geben.

Anbei ein paar Fotos noch nicht in diesem Artikel gezeigter Entdeckungen auf der Safari:DSCF6006
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