2. Tag, Samstag, 15.05.2010

BEIJING

Ni hao! Vormittags Touchdown in Chinas Hauptstadt. Mit Ihrem Marco Polo-Scout fahren Sie zum Hotel mit Zwischenstopps bei den architektonischen Glanzpunkten der Olympischen Sommerspiele 2008: Das Vogelnest-Stadion weckt Erinnerungen an die fantastische Eröffnungsfeier, und im „Wasserwürfel“ hat Rekordschwimmer Michael Phelps die in China als Glückszahl geltende Zahl Acht in Goldmedaillen gewürfelt. Nachmittags Zeit zum Ankommen – oder wollen Sie es wie einst Marco Polo gleich persönlich angehen? Ihr Scout nimmt Sie gern mit zum Himmelstempel, wo die chinesischen Kaiser für eine gute Ernte beteten. Was Chinas Boden heute hervorbringt, können Sie dann bei einem Spezialitätendinner kosten. Drei
Übernachtungen im Zentrum.

Ich verlasse den Flughafen gegen 12.00h mit knappen 90 Minuten Verspätung. Wenn ich den Flug beschreiben müsste, würde ich sagen: entspannend ist anders. Zunächst sind wir ungefähr zwei Stunden zu spät gestartet, laut Durchsage der Besatzung wegen technischer Mängel. In Zusammenspiel mit dem unruhigen Flugverhalten der Maschine hat mir das die letzten Nerven geraubt, und ich habe bei der Landung dafür gebetet, dass wir heil herunter kommen.
In Beijing ist es brühend warm: 29°C zeigt das Thermometer an. Das wäre unter normalen Umständen gut erträglich, doch habe ich mich extra warm angezogen, weil ich sonst auf Langstreckenflügen über Nacht leicht friere. Diese Tatsache rächt sich bereits bei der Ankunft, denn wir bekommen gesagt, dass wir erst gegen 16.00h ins Hotel können und daher einige Programmpunkte des Folgetages vorziehen. Na dann mal. Prost!
Der Bus fährt uns zunächst ins 798 Art District, einem Künstlerviertel mitten in einer alten Industrieanlage. Die dort ansässigen Firmen waren allesamt staatlich und wurden daher in den siebziger Jahren stillgelegt.
Nun hat sich in den dortigen Industrieruinen eine Künstlerkommune angesiedelt und junge Paare lassen sich vor dieser Kulisse für ihre Hochzeitsfotografien.
Nach einem ausgiebigem Spaziergang durch das Viertel und der Betrachtung einiger nicht jugendfreier Kunstwerke steigen wir in den Bus und fahren zum Vogelnest.
Das Vogelnest ist das imposante Olympiastadion in Beijing. Auf einem Gelände so groß wie das Auge blicken kann reihen sich die Sportstätten links und rechts der Nord-Süd-Achse aneinander. Dabei treffen sich sogar Himmel und Erde in der Architektur: Das Vogelnest ist rund und symbolisiert somit den Himmel, während das Schwimmstadion viereckig ist und für die Erde steht.
Die Chinesen sind nahezu euphorisch uns Exoten zu sehen und so werde ich von einigen Chinesinnen gebeten mich mit Ihnen fotografieren zu lassen. Zwei weiteren aus meiner Reisegruppe geht es genauso.
Klimatisch sind für mich inzwischen natürliche Grenzen erreicht und überschritten, denn die Temperaturen machen mir schon sehr zu schaffen. Daher bin ich auch froh, dass es nun ins Hotel geht, wo ich endlich duschen und mich umziehen kann. Überraschung: Unser gebuchtes Hotel ist nicht verfügbar, da wohl die Regierung dieses in Beschlag genommen hat. Wir kommen somit in den Genuss eines 5*-Hotels vom Allerfeinsten.
Wir haben neunzig Minuten Freizeit bis zum Abendessen und so erkunde ich nach einer Dusche den Weg zum nächsten Supermarkt. Auf die Leistung bin ich stolz, denn obwohl dieser Supermarkt direkt gegenüber vom Hotel auf der anderen Straßenseite liegt, ist es doch nur unter Einsatz des Lebens möglich, diesen zu erreichen. Zur Fahrweise der Chinesen werde ich mich ganz sicher später noch äußern.
Um 19:30h treffen wir uns wieder vor dem Hotel, der Weg führt uns in ein Restaurant, das bekannt ist für seine Peking-Ente. Dort sitzen wir mit der gesamten Gruppe um einen runden Tisch, auf dem eine große Drehscheibe aus Glas angebracht ist. Die folgende Zeit wirbeln ständig irgendwelche kleinen Chinesinnen um uns herum, die den Tisch mit irgendwelchen kleinen Tellern meist undefinierbaren Inhalts füllen. Das Essen gerät zu einer Materialschlacht und auch wenn einiges recht gewöhnungsbedürftig ist, schmeckt es doch erstaunlich gut.
Da ich mich bereits bei meinem Reisebericht nicht vor Kritik am Reiseveranstalter gescheut habe, muss ich auch hier wieder meckern.
Die Reise ist nicht preiswert. Zwar auch nicht wirklich teuer, aber ich möchte es mal so ausdrücken: Wer hier mitfährt, dem tut es nicht weh, wenn die Reise fünf Euro mehr kostet.
Die Reiseleiter durften nicht mitessen, da der Veranstalter für sie die Kosten für das Essen nicht übernimmt. Warum zum Teufel wird so etwas nicht auf die Reiseteilnehmer umgelegt?
Ich persönlich fand es schade und auch störend, dass die Reiseleiter uns alleine lassen mussten. Aber vielleicht wird hier ja irgendwann mal nachgebessert…
Nach dem Essen fahren wir zurück zum Hotel und hier scheidet sich die Spreu vom Weizen.
Während der eine Teil dem Jetlag Tribut zollt, macht sich der andere Teil auf den Weg, zu Fuß den Platz des Himmlischen Friedens zu erkunden.
Die Aktion ähnelt einem Himmelfahrtskommando, denn erstens ist der Platz großräumig abgesperrt und zweitens ist er viel zu groß um ihn überblicken zu können. Unbestätigten Gerüchten zufolge haben zwei Mitreisende den Platz allerdings zu Fuß umlaufen.
Der Abend endet hier und die ganze Truppe begibt sich zurück zum Hotel. Die ganze Truppe? Nein, eine kleine Truppe Unermüdlicher (wir sind zu dritt), erkundet noch das Nachtleben von Beijing wir nehmen ein Taxi und fahren zum Grand Hotel, denn dort soll sich eine gute Bar mit tollem Ausblick auf die Stadt befinden. Dort angekommen lernen wir, dass es sich dabei allerdings um eine Dachterasse handelt, die nur im Sommer aufhat und somit zur Zeit geschlossen ist. Das ist auch gut so, denn bei den 19°C, die das Thermometer anzeigt, hätten wir bestimmt gefroren. Aber dafür gibt es im Hotel die Fountain Bar, in der wir es uns an einem Tisch gemütlich machen. Der Raum ist gigantisch, die Deckenhöhe schätze ich auf fünfzehn Meter, rund um den Raum gibt es in fünf Etagen Galerien, die zu den Zimmern führen.
Für das Ambiente sind die Drinks recht preiswert, daher bleiben wir etwas länger hier.
Im Reiseführer wird die LAN-Bar als Must-See empfohlen, wir steigen also ins Taxi und los gehts.
Die LAN-Bar ist ein Studio im Rohbau, wobei ihr besonderer Charme darin liegt, dass an der Decke Ölgemälde in dicken Goldrahmen befestigt sind: Eine geniale Alternative zur Tapete. Auch sonst zeichnet sich die Einrichtung dadurch ein, dass eigentlich nichts zueinander passt.
Die Musik ist gut, eine gesunde Mischung aus Rock, Pop und Electro. Hier lässt es sich aushalten und so machen wir es uns an der Bar bequem.
C. kommt auf die Idee, dass ihr ein Typ auf der anderen Seite des Raumes gut gefällt, Jan geht hin und spricht ihn an. Blöderweise hat er den falschen angesprochen, was die Situation recht lustig macht, vor allem vor dem Hintergrund, dass die ganze Story inszeniert ist.
Irgendwann gehen wir und fahren ins Hotel zurück. Jan und ich versacken noch in der Hotelbar. Um zwei Uhr beschließen wir zu gehen, unmittelbar nachdem wir rausgeflogen sind (nicht weil wir uns daneben benommen haben, sondern weil die Bar schließt).
Ein gelungener Tag geht zu Ende, die Nacht verspricht kurz zu werden.

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