Nature One 2010 – Prolog

Ich verlasse gegen Mitternacht das Büro und begebe mich auf den Heimweg, denn ich muss noch meine Sachen für das Wochenende packen. Gottseidank hat der KFZ-Mechaniker meines Vertrauens es doch noch zeitig geschafft mein Auto zusammenzuflicken, sonst hätte ich ein Problem gehabt, denn der letzte Zug von München nach Nürnberg fährt bereit um 22.35h ab.

Um 1.00h ist es so weit: Das Auto ist gepackt, ich bin auch so weit fertig und es kann los gehen. Vor mir liegt Etappe 1 der Fahrt.
Ich rufe Mario an und melde meine erwartete Ankunft für ca. 4.00h an. Dass es keinen Stau gibt, jede Autobahnraststätte bereits geschlossen ist und ich so gut durchkomme, damit habe ich nicht gerechnet, und so stehe ich bereits um 2.45h vor Marios Haustür.
Wir beschließen erst später loszufahren, denn die Fahrt dürfte in etwa vier Stunden dauern, der Zeltplatz öffnet aber erst um 12.00h.
Nach einer sehr kurzen Nacht wache ich um 7.30h auf, wir machen uns fertig, Mario packt seine Sachen, ich mein Zeug in sein Auto und ab geht die Post. Wir hängen im Zeitplan etwa eine Stunde zurück, doch egal.

Irgendwo kurz vor Mainz kippt die Stimmung ein wenig. Das Ladekabel von Marios Navi ist im Zigarettenanzünder durchgeschmort und mittlerweile schüttet es wie aus Eimern, so dass wir recht orientierungslos versehentlich in der falschen Richtung auf die A67 auffahren. Blöderweise merken wir das erst kurz vor Darmstadt…

Um 13.45h erreichen wir Kastellaun und dennoch sind wir noch lange nicht am Ziel: Der Rückstau vom Zeltplatz beginnt dieses Jahr bereits vor dem Ort, wir brauchen noch geschlagene 2,5 Stunden, bevor wir endlich den Motor ausmachen und unsere Zelte aufschlagen können. Das tun wir auch schnellstmöglich, denn obwohl es zumindest für den Moment trocken ist, verspricht der Himmel nichts Gutes. Unsere Befürchtung bewahrheitet sich, denn kaum ist mein Zelt fertig aufgebaut, öffnet der Himmel seine Schleusen und es soll lange nicht mehr aufhören zu regnen.

Bereits nach kurzer Zeit bekommen wir ein Gefühl dafür, wie das Feeling beim Woodstock-Festival gewesen sein muss: Der gesamte Zeltplatz ist ein einziges Schlamm- und Matschloch, die Hauptwege sind nur noch daran zu erkennen, dass sich das Regenwasser hier in breiten Strömen seinen Weg bahnt.

Für die Platzordner bedeutet die Situation eine zusätzliche Belastung: Der Campingplatz ist eigentlich ein riesiges Feld, somit gibt es keine befestigten Wege. Die Autoschlange bricht nicht ab und die zahlreichen Autos, die bereits über die Wiese gefahren sind, haben sorgfältig auch die letzten Grasnarben abgetragen, so dass die Autos sich ihren Weg durch den Schlamm bahnen müssen. Kleine und leichte Autos dürfen noch den Hang hochfahren, werden von den Ordnern aber schon vorher gestoppt, denn vor der Kurve müssen sie etwa fünfzig Meter Anlauf nehmen. Die Autos, die den Hang dennoch nicht schaffen, werden kurzerhand von vorbeilaufenden Menschen den Hang hochgeschoben.

Es ist unsagbar laut hier, denn hunderte Gruppen haben ihr eigenes Equipment mitgebracht, das zumeist dem Equipment professioneller DJs in nichts nachsteht. Von mehreren dieser Anlagen eingekesselt bekommen wir somit die nächsten Tage rund um die Uhr massiven Krach auf die Ohren. Ich liebe es!

Die Nacht wird heftig: Wir ziehen von einer Party zur nächsten, doch irgendwann fordert der Körper sein Grundbedürfnis ein und eine tiefe Müdigkeit übermannt mich. Gegen Mitternacht beschließe ich mich in mein Zelt zurückzuziehen, was auch klappt, zumindest bis um 1.15h mein Handy klingelt: Rasmus, ein ehemaliger Studienkollege aus Marburg, ist soeben eingetroffen. Ich schäle mich aus meinem Schlafsack und ziehe meine total verdreckten und durchnässten Klamotten wieder an, was gerade bei den Schuhen nicht wirklich eine Wohltat ist. Nachdem ich mit Rasmus sein Zelt aufgebaut habe, ziehen wir noch um die Häuser um die Zelte.

Ich bin ein braver Junge, deshalb gehe ich im Hellen nach Hause – es ist 07.00h morgens.
Um eine ruhige Nacht haben zu können, habe ich mir noch extra Ohrstöpsel gekauft. Diese Hoffnung wird jäh zerstört, denn von Ruhe kann keine Rede sein. Die Musik ist nur minimal leiser, hinzu kommt das Problem, dass wir nur etwa 150 Meter Luftlinie vom USB-Camp entfernt sind, daher vibriert auch noch an unserem Zeltplatz der Boden…

Ein gelungener Tag 0 ist fließend in einen vielversprechenden Tag 1 übergegangen…

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