München – Düsseldorf, oder: Ansichten eines Käfers

9:22h: München Flughafen, Gate 17
Noch etwas über eine Stunde dauert es, bis mein Flug startet. Der Morgen war bereits turbulent: Am frühen Morgen von der Arbeit gekommen, bis in die Haarspitzen vollgepumpt mit Kaffee. Dann kaum geschlafen (es waren – glaube ich – etwa zwei Stunden, daher lässt meine Form leicht zu wünschen übrig), denn ich musste ja früh raus.

An der Sicherheitsschleuse hat mich der unfreundliche (vielleicht war er auch nicht unfreundlich, sondern ich nur genervt) Flughafenmitarbeiter auf dem falschen Fuß erwischt: Detailliert hat er gemeint mich darüber aufklären zu müssen, wie mein Handgepäck in welche Boxen verstaut und wie diese auf das Förderband positioniert gehören. Meines Erachtens hat es keinerlei Auswirkungen auf die Durchleuchtungsleistung der Scanner, ob der Laptop jetzt linksrum oder rechtsrum auf das Band gelegt wird – aber gut, ich bin Laie, ich kann das nicht beurteilen. Also hab ich auf stur geschaltet, vor allem auch, weil der Typ so einen richtig schäbigen bayrischen Dialekt hatte. Mein Verhalten (oder besser: Nicht-Verhalten, denn ich habe sein Gerede ja spontan ignoriert) hat er so gedeutet, dass ich des Deutschen nicht mächtig sei und daher gefragt, ob es mir auf englisch besser passe. Alleine diese Frage, so ausgesprochen wie von ihm, war schon so genial, das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Also: “Yes, sir, definitely”. Und los ging’s. Oder auch nicht. Denn englisch konnte er offenbar nicht, folglich blieben weitere Belehrungen aus. Schade eigentlich, wäre bestimmt lustig geworden.

Frühstücken am Flughafen ist nicht. Es sei denn, man betrachtet (wie ich) ein 350g-Rumpsteak mit Bratkartoffeln als Frühstück und ist bereit, dafür bei Käfer 32,80€ hinzulegen (ich nicht).
Daher besteht mein Frühstück aus diversen Bechern schwarzen Tees der Marke “Eilles English Select Pure Ceylon Slack Tea”, gesponsert von der Airline mit dem Kranich. Dazu gibt es ein oder zwei Twix.

Bis zum Take-Off sind es noch über 60 Minuten und langsam wird es langweilig hier. Meine Lektüre beschränkt sich auf die “Welt Kompakt” (zu deprimierend, da politisches Geschehen) und das Buch “Voyeur” von Simon Beckett (zu deprimierend, weil bei Becketts Büchern am Ende kaum jemand überlebt, was eine interessante Parallele zwischen Beckett und Shakespeare ist. Ich werde diesen Gedankengang in der nächsten Zeit weiter verfolgen und neue Erkenntnisse kundtun).
Meine eigentlich aktuelle Lektüre (Kafkas “Verwandlung”) habe ich aus aktuellem Anlass leider zu Hause vergessen (das Taxi kam zu früh), so dass ich mich während des Fluges nicht mit Gregor Samsa beschäftigen kann und auch nicht mit seinen Problemen und Gedanken, die daraus entstehen, dass er eines Morgens aufwacht und sich in einen überdimensionierten Käfer verwandelt wiederfindet.

Vielleicht hat der Mangel an dieser Lektüre aber auch etwas Gutes. Spontan fallen mir da mehrere Aspekte ein:
1.) So viele Drogen habe ich nicht zur Hand, wie ich  bräuchte um mich in den Zustand des Autors zu versetzten. Kafka muss definitiv jede Menge Zeug genommen haben, sonst kommt man nicht auf solche Ideen und noch weniger kommt man auf die Idee diese auch noch aufzuschreiben und somit der Welt mitzuteilen.
2.) Hätte ich so  viele Drogen (a) zur Verfügung und (b) auch noch genommen, würde die Airline mit dem Kranich mich nicht mehr befördern, da ich nicht mehr transportfähig wäre.
3.) Ich müsste dann mit dem Auto fahren, was auf Grund von 2.(b) wohl nicht mehr möglich wäre.
Außerdem hätte ich wohl das nicht unwichtige Problem, dass ich mindestens auf Grund von 2.(a), erst recht wegen 2.(b), definitiv aber auf Grund der Kombination von beiden Aspekten die nächste Zeit bei der Flughafenpolizei und danach ganz lange Ferien in irgendeinem katholischen Männerknast genießen dürfte.

Wie ich jetzt auf diese Überlegungen gekommen bin, weiß ich nicht mehr, eines ist jedoch sicher: Kinder, lasst die Finger von Kafka! Das ist nicht gut…

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