2. Tag, Dienstag, 25.02.2014: NEGOMBO – Meeresbrise am Abend

Weiterflug von Doha (nonstop, Flugdauer ca. 5 Std.) bzw. Istanbul (Flugdauer ca. 10,5 Std., Zwischenlandung in Male) nach Colombo. Landung am Morgen bzw. am Nachmittag: Unser Marco Polo Scout Gayesh begrüßt uns und begleitet uns ins Hotel im nur wenige Kilometer entfernten Badeort Negombo. Jetlag, nein danke! Die meisten von uns ziehen gleich mit ein paar Tipps von Gayesh los, um den ersten Urlaubsabend in den Tropen zu genießen.

Der Baedeker-Reiseführer gibt im Kapitel „Praktische Infos“ viele (Überraschung!) praktische Infos. Im Abschnitt „Gesundheit“ wird folgendes erwähnt:

„Die innere Uhr. „Jetlag“ nennt man die körperliche Erschöpfung, die nach interkontinentalen Langstreckenflügen regelmäßig auftritt. Die Umstellung der sogenannten inneren Uhr, die auf dem Zeitunterschied zurückzuführen ist, bedarf einer gewissen Zeit. Man sollte seinem Körper die benötigte Ruhephase gönnen. Unmittelbar nach der Ankunft sollte man keine größeren Aktivitäten unternehmen, sondern zunächst eine mindestens eintägige Ruhephase einplanen.“
(vgl. Sri Lanka, Verlag Karl Baedeker, 5. Auflage 2014, Seite 406)
So, hätten wir das auch geklärt. Ich gönne mir also eine Ruhepause, die ich dazu nutze, noch einmal die fünfzeilige Beschreibung des Tages durchzulesen.
Allerdings komme ich nur bis Zeile 4, denn da steht geschrieben: „[…] Jetlag, nein danke! [… ]“. Na toll, denke ich mir, bin aber gleichzeitig froh, mir diesen Moment der Ruhe gegönnt zu haben, schließlich bin ich ja im Urlaub. „[…] Unmittelbar nach der Ankunft sollte man keine größeren Aktivitäten unternehmen […]“ – aber wie definiert sich „größer“? Ich beschränke mich darauf, mein Gepäck zu schultern und Gayesh zu folgen.
Das war die Kurzfassung. Die Langfassung sieht so aus:
Bei der Einreise stelle ich mich zuerst dummerweise am falschen Schalter an, denn ich hätte mir vorher ein Visum besorgen müssen. Habe ich natürlich nicht. Also heißt es „Danke für’s Mitspielen“, ich muss aus der Schlange raus und mich am Immigration Office neu anstellen.
Der Erwerb ist eigentlich recht einfach: Reisepass und Rückflugticket vorlegen, 35 Dollar bezahlen, fertig.
Soweit die Theorie. Die Praxis sieht dann so aus:
Ich stelle mich am Schalter an, da sitzt ein Immigration Officer, hinter ihm stehen vier Frauen und schauen ihm beim Arbeiten zu. Meine Kreditkarte funktioniert nicht gleich beim ersten Versuch, der Immigration Officer hat keine Lust auf einen zweiten Versuch. Ich stelle mich also beim nächsten Schalter an und – siehe da – die Karte funktioniert.
Mit meinem Einzahlungsbeleg darf ich mich nun erneut in der Schlange anstellen, in der ich bereits ganz am Anfang gestanden habe. Nach einer gefühlten Ewigkeit bin ich dran, lege meinen Reisepass, meinen Einzahlungsbeleg und mein Rückflugticket vor. Der Immigration Officer schaut meinen Reisepass an, er schaut mein Rückflugticket an, er schaut mich an. Langsam werde ich nervös, meine Halsschlagader meldet sich zu Wort. Dann meldet sich auch der Officer zu Wort – ich darf nicht einreisen, weil der Name auf meinem Rückflugticket nicht mit dem Namen auf meinem Reisepass übereinstimmt. Nun ist es ja nicht so, dass ich das das erste Mal erlebe, insofern entspanne ich mich wieder, packe meine Dokumente zusammen und stelle mich stillschweigend am nächsten Schalter an. Dort wiederholt sich das Spiel, beim dritten Schalter habe ich letztlich Glück und bekomme den heiß ersehnten Aufkleber in den Pass.
Nun muss ich mich beeilen, denn die Gruppe wartet schon auf mich, und inzwischen haben die Anderen einen soliden Vorsprung von etwa einer halben Stunde.  Nachdem wir uns alle zusammengerottet haben, steigen wir in den Bus und machen uns auf den Weg zum Hotel.
Unterwegs erfahren wir von unserem Guide ein paar Fakten zu Sri Lanka:
Die Grundfläche des Landes ist mit 432 x 225km vergleichbar mit der Bayerns, allerdings tummeln sind in Sri Lanka ca. 21 Millionen Sri Lankan… Ceylon… (*verdammt* Wie heißen die denn jetzt eigentlich?) Einwohner.
Die offizielle Hauptstadt ist Sri Jayawardenepura, was aber wohl in der Praxis recht unpraktikabel erschien, denn alleine schon die Erwähnung in den Nachrichten „Der Präsident weilt zur Zeit in seinem Regierungspalast in Sri Jayawardenepura“ dürfte dafür gesorgt haben, dass ein Großteil der Zuschauer regelmäßig eingeschlafen ist. Daher wurde ganz pragmatisch das kurze und prägnante Colombo zur inoffiziellen Hauptstadt gekürt und die Aufmerksamkeitsrate der Bevölkerung damit exponentiell gesteigert.
In Sri Lanka ist trotz der offiziellen Abschaffung des Kastensystems im Jahr 1972 ebenjenes System nach wie vor stark präsent. Allerdings herrscht hier keine Einigkeit, so kennen die Tamilen lediglich 4 verschiedene Kasten, während die Singhalesen ganze 43 Stück unterscheiden.
Da Eheschließungen nur innerhalb einer Kaste oder mit einer niedrigeren erlaubt sind, ist das Thema Brautschau mindestens genauso komplex wie das der Kasten an sich. Die Tageszeitungen sind voll von Heiratsannoncen, Eheschließungen werden also üblicherweise arrangiert. Natürlich wird in den Annoncen gleich noch angegeben, welche Kastenzugehörigkeit verbindlich gewünscht wird.
Ihr seht, wir haben uns heute kulturell fortgebildet, womit der Tag dann aber auch abgehakt sein muss.
Völlig fertig  von den Strapazen der 18-stündigen Anreise und den Auswirkungen der Zeitverschiebung beschließen ein paar von uns, eine kleine Stadtbesichtigung zu unternehmen. Wir kommen exakt bis zur gegenüberliegenden Straßenseite, wo sich der Strand befindet. Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, dass sich dort eine Strandbar befindet, die wir auch prompt aufsuchen um unser erstes Srilanki… Ceylonesi… (*verdammt*) einheimisches Bier zu uns zu nehmen.
Ich glaube, ich muss ebenfalls nicht erwähnen, welche Wirkung das Bier auf unsere geschundenen und erschöpften Körper hat, gerade in Zusammenarbeit mit sengender Hitze und gnadenlos brennender Sonne. Den Rest des Tages verbringen wir in der Horizontalen am Strand.

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