4. Tag, Donnerstag, 27.02.2014: KALPITIYA – ANURADHAPURA – Den Delfinen auf der Spur

Heute heißt es früh aufstehen, es liegen schon die Boote für einen ganz besonderen Ausflug bereit – zur Delfinbeobachtung°. Zwischen November und April tummeln sich in den Gewässern vor der Küste die fotogenen Langschnauzen-Spinnerdelfine – atemberaubende Momente garantiert. (Hinweis: In den übrigen Monaten wird dieser Ausflug nicht angeboten.) Wieder festen Boden unter den Füßen, begeben wir uns ins Inselinnere nach Anuradhapura. Den Sunset erleben wir im nahen Mihintale°, Wiege des Buddhismus: Schweißtreibende 1840 Stufen sind es zu den Klosterruinen auf einem Plateau – belohnt werden unsere Mühen und die zahlreicher Pilger mit einem wunderbaren Panorama!

Was bezüglich des Vorabends fairerweise erwähnt werden sollte: Ungefähr die Hälfte der Gruppe musste zwangsläufig mitten in der Nacht aus den Federn, denn zehn von uns haben die Delfinbeobachtung gebucht. Der Rest ist anscheinend genauso träge wie ich, die allgemeine Begeisterung hält sich bei uns ob der ar***frühen Abfahrtszeit von 5.30h mal ganz gepflegt in Grenzen.
Und so stehe ich bequem um 7.00 Uhr auf, gehe ausgiebig duschen und setze mich anschließend an die Strandbar.
DSCF5384Das Hotel ist einfach mal ein Traum. Im Prinzip handelt es sich um Großraumzelte, die mit Schilfdächern überbaut sind. Wir teilen uns zu viert ein solches Zelt, insgesamt gibt es etwa acht Stück davon. Ich hätte sie ja echt gerne durchgezählt, aber dafür hätte ich mich bewegen müssen, und bei der Hitze, die uns hier geboten wird, ist jeder eingesparte Schritt eine Offenbarung.

Der Name unserer Unterkunft ist „Dolphin Beach Resort“ und nach Beach sieht es auch aus, Die Zelte sind halbkreisförmig angeordnet, im weitläufigen Zentrum sind Palmen gepflanzt, zwischen denen Hängematten gespannt sind. Ein wirklicher Bodenbelag ist nicht existent, der Strand zieht sich einfach durch das Resort. Eine Handvoll Mitarbeiter sind von morgens bis abends damit beschäftigt, den Sand glattzukehren.

Überhaupt wimmelt es nur so von Personal, was aber jetzt nichts Besonderes ist, sondern in der hiesigen Arbeitspolitik begründet liegt. Unser Scout erzählt uns dazu von einem Erlebnis, das der bei einem Besuch in München hatte.
Er ist dort mit Bekannten in ein Restaurant gegangen, indem für fünfzehn Tische mit insgesamt etwa einhundert Gästen exakt eine einzige Bedienung zuständig war, die sowohl die Gäste begrüßt und platziert, als auch die Bestellungen aufgenommen, schnell geliefert und kassiert hat. In Sir Lanka sähe das anders aus, sagt er. Hier seien für fünfzehn Tische mindestens zwanzig Kellner zuständig und es würde trotzdem nicht klappen. Da hüpft mein Controller-Herz vor Freude!
Auch wenn ich das eigentlich nicht will, zumal ich ja im wohlverdienten Urlaub bin, achte ich seitdem zwangsläufig auf die Personaleffizienz in den von uns besuchten Lokalitäten.

Um halb zwölf verlassen wir auch schon wieder diesen wundervollen Ort, denn es steht der erste echte Kulturtag auf dem Programm. Der Bus fährt uns nach Mihintale, in die Wiege des Buddhismus.
Mir wird auf der Fahrt ein bisschen schlecht und der Puls steigt ins Unermessliche, so sehr habe ich Angst vor den 1840 Stufen. Meine Frage, ob es dort einen Lift gibt, wird von den anderen mit Gelächter, von Viraj mit einem Grinsen beantwortet. Das heißt dann wohl so viel wie „nein“, und doch fühle ich mich nicht verstanden. Kurz darauf erzählt Viraj, dass man sich für knapp zwei Euro rauftragen lassen kann. Meine Stimmung steigt wieder.

DSCF5414Zunächst zur Einordnung des Ortes:
„Mihintale“ ist singhalesisch und bedeutet „Mahindas Berg“.
Mahinda war der Sohn des indischen Kaiser Ashoka, der ihn nach Sri Lanka schickte um dort die Lehren Buddhas zu verkünden. Der König Devanampiya Tessa war dem so angetan, dass er kurz darauf (etwa 520 v.Chr.) den Buddhismus zur Staatsreligion ernannte. Unter seiner Schirmherrschaft gründete Mahinda eine buddhistische Gemeinde. Nahe dieser Gemeinde ließ Tessa ein großes Kloster errichten und baute zur Aufbewahrung von Reliquien mehrere Gebäude.
Heute ist Mihintale UNESCO-Weltkulturerbe und gehört zu den Solosmasthana, den sechzehn heiligen Orten.

DSCF5420Vor Ort angekommen muss ich schmunzeln, denn das, was uns als so dramatisch verkauft wurde (nämlich die Treppe), könnte man auch als schiefe Ebene bezeichnen. Die Stufen sind grob geschätzt etwa fünf Zentimeter hoch, man könnte auch sagen, sie sind nicht wirklich bemerkbar. Ich lasse die Träger also links liegen und mache mich an den Aufstieg. Auch die anderen aus der Gruppe schaffen die paar Stufen, die Anstrengung lassen wir uns nicht ansehen, denn wir wollen uns vor den vielen freilaufenden Affen nicht blamieren, die diese Treppe jeden Tag unzählige Male rauf und runterlaufen und uns nun aufmerksam beobachten.
Bemerkenswert finde ich übrigens, dass allen Affen, die wir sehen, eine Mönchsfrisur verpasst wurde…

Dann haben wir es auch schon geschafft, den Missaka-Berg zu bezwingen und stehen mitten auf einem riesigen Plateau, dass als „die Wiege des Buddhismus“ bezeichnet wird.

 


Exkurs: Stupa und Dagoba und sonstige Bauten

DSCF5426Ein Stupa ist im Prinzip nichts anderes als ein solide gemauerter Grabhügel. Gebaut werden Stupas schon seit dem frühen Buddhismus.

Der Legende nach wurden die sterblichen Überreste Buddhas nach dessen Tod verbrannt und die Asche an die acht anwesenden Könige verteilt. Danach verlor sich die Spur der Asche, es ist jedoch überliefert, dass sich nach einer 200 Jahre währenden Reise alle acht Teile in den Händen von Kaiser Asoka wiederfanden.
Dieser teile die Asche erneut auf, diesmal in 84000 Teile. Für jeden Teil errichtete er über das ganze Land verstreut je einen Stupa.
Es ist nun einerseits fraglich, ob sich die Asche überhaupt in so viele Teile auftrennen ließe. Andererseits übersteigt die Anzahl der im buddhistischen Sektor vorhandenen Stupas wohl auch dezent die Zahl 84000, so dass definitiv nicht mehr nachvollziehbar sein wird, welcher Stupa jetzt wirklich echte Reliquien beherbergt. Aber das ist ja auch egal, denn der Buddhismus ist ja immerhin eine Religion und keine Wissenschaft.

In mehreren Ländern haben sich aus den Stupas abgewandelte Gebäude entwickelt. In Thailand wurden sogenannte Chedi gebaut, in Myanmar Paya und in Sri Lanka heißen sie Dagoba.


 

 

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Auf dem Missaka-Berg ist zentral die Ambasthala Dagoba gebaut, die auf das erste Jahrhundert nach Christus datiert ist. In ihr werden die Reliquien von Mahinda aufbewahrt, der ganz in der Nähe, nämlich auf dem Aradhana Gala, erstmals auf den König getroffen ist – ein Ereignis, das als die Geburtsstunde des Buddhismus in Sri Lanka erachtet wird.

 

Einen Überblick über das Areal bekommen wir vom Berggipfel Aradhana Gala, auf den wir über Stufen gelangen, die in der Gründungszeit des Klosters (also etwa im zweiten Jahrhundert vor Christus) in den Fels geschlagen wurden.
DSCF5445Heute sind sie praktisch nicht mehr existent, wir klammern uns an das Geländer, das vor einigen Jahren dankenswerter Weise errichtet wurde und folgen der Ameisenstraße von Gläubigen, die ebenfalls auf den Fels pilgern.

Sowohl bei Auf- als auch beim Abstieg sterbe ich jeweils tausend Tode, bin aber gleichzeitig dankbar, dass es nicht geregnet hat. Auf nassem Stein wäre es wahrscheinlich lebensgefährlich geworden.
Die Aussicht allerdings entschädigt für alles, wir haben eine atemberaubende Aussicht auf die Heiligtümer von Mihintale und auf das umliegende Tal.

DSCF5457Zu jedem buddhistischen Heiligtum gehört auch eine repräsentative Buddha-Statue. Dieses vollständig strahlend-weiße Exemplar beeindruckt mich sehr, vor allem auch aufgrund seiner prominenten Lage eingebettet in eine wunderschöne Landschaft.

 

 

 

Der Vollständigkeit halber sei noch der Mihintale Mahaseya Stupa genannt, von dem aus man ebenfalls einen traumhaften Blick über das umliegende Tal hat. Sie stammt aus dem ersten Jahrhundert nach Christus, ist 44 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 41 Metern.
Ein Bild davon seht ihr weiter oben beim Exkurs Stupa und Dagoba.

DSCF5465Innen ist sie noch immer nicht fertiggestellt, wir sehen einen Maler, der mit dem Wandbild beschäftigt ist. Der liegende Buddha ist noch verhüllt, und die Mönche warten auf die Prophezeiung des Wahrsagers, der den Termin festlegt, an dem das Tuch von der Buddha-Statue abgenommen werden darf.
Nun haben wir also alle drei Hügel auf dem Missaka-Berg erklommen und die heiligen Stätten besichtigen dürfen. Es ist ein heiliger Ort, ein sehr schöner und von den Gläubigen verehrter und dementsprechend gepflegter Ort.

Wir verlassen ihn aber jetzt und fahren mit dem Bus ins Hotel nächste Hotel.

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