„Bildet eine Gasse“

„Bildet eine Gasse!“
In diesem Moment erinnere ich mich wieder an eine uralte Nummer von Satan, der vor langer Zeit als Serie auf EinsLive lief. Satan steht im Stau und möchte weiterfahren. Trotz der Aussichtslosigkeit seines Unterfangens ruft er den Leuten in den Autos vor ihm obigen Satz zu und macht sich damit nur unwesentlich lächerlich.
Heute morgen im ICE Duisburg-München, Schauplatz Düsseldorf Hbf (na klar, wo auch sonst sind die Leute so bescheuert!): Eine Riesenmenge Fahrgäste steigt ein, der Gang ist überfüllt, die meisten Plätze sind reserviert.

Ergo: Die Leute suchen verzweifelt Sitzplätze, kämpfen dabei mit sich und ihren Koffern und gegen die Konkurrenz durch andere Passagiere, getrieben durch den Willen einen Sitzplatz zu ergattern.

In diesem ganzen Trubel kämpft sich von ganz hinten ein Wortschwall durch den Wagen 26 des ICE 527: „Lassen Sie mich durch“…“Machen Sie Platz“…“Vielleicht sollten sich alle hinsetzen, die einen Platz reserviert haben, damit die anderen durchkommen“…

Ich möchte gerne aufstehen um zum Zugbegleiter zu gehen und ihn darauf hinzuweisen, dass wir den roten Teppich ausrollen müssen, da scheint immerhin eine sehr bedeutsame Persönlichkeit den ICE bestiegen zu haben. Doch zu sehr bin ich beeindruckt von den revolutionären Thesen die soeben mein Ohr erreichten, zu sehr sind meine Glieder in Ehrfurcht erstarrt, als dass ich mich etwas so profanem hingeben könnte, wie der Tätigkeit des Laufens.
Ich sehe mich verschämt um in der Hoffnung, dass niemand dies mitbekommt und schaue so weit mein Auge reicht in belustigt grinsende Gesichter anderer Mitreisender.

Die typisch deutsche Mentalität des „Ich habe bezahlt“, hier dargeboten in etwas abgewandelter Form als „Bildet eine Gasse, hier komme ich“, sorgt für allgemeine Erheiterung und reißt mich und meine zahlreichen Weggefährten aus der frühmorgendlichen Lethargie. So macht die Langstrecke auch an einem Montagmorgen um 6.30h Spaß!

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