Mit dem Aldi-Ticket durch Bayern, oder: Bahnfahren an Karneval

Es ist jetzt 3:19 Uhr, der Zug ist anscheinend echt eine Minute zu früh abgefahren. Verkehrte Welt am Samstag morgen. Na gut, dafür war die S-Bahn ab Hallbergmoos (im Internet arrogant mit “pünktlich” in roter Fettschrift annonciert) satte 12 Minuten zu spät. Wie es die Bahn schafft, auf der Fahrtstrecke München-Flughafen à Hallbergmoos bei einer reinen Fahrzeit von zehn Minuten ohne Zwischenstopp auf zwölf (!!!) Minuten Verspätung zu kommen, wird mir für immer ein Rätsel bleiben. Positiv daran: Meine Wartezeit am Münchener Hauptbahnhof hat sich dadurch drastisch verkürzt.

Dennoch blieb noch Zeit für ein gepflegtes Mittagessen beim Burger King, der morgens um halb drei doch recht leer war. Ich führe es mal auf Karneval zurück, dass bei einem 50-Plätze-Restaurant mit zwölf Gästen immerhin vier Schulabbrecher (auch Security-Dienst genannt) anwesend waren, denen offensichtlich langweilig war und die deswegen eine Gruppe von fünf Personen des Restaurants verwies, weil einer aus der Gruppe auf einer Bank lag und schlief.

Der Rest ist zunächst unspektakulär, der Zug stand schon im Bahnhof, da er in München eingesetzt wird (Positiv: Verspätete Ankunft unmöglich, höchstens verspätete Abfahrt, doch: siehe oben).

Die Fahrt ist unspektakulär bis langweilig: Draußen ist es stockduster – trotz massig Schnee auf den Straßen, von dem ich doch eine zumindest geringe Aufhellung der Nacht erwartet hätte – und der ICE macht nicht die geringsten Anstalten irgendwelche Geräusche zu machen.

Ich werde mich nicht beschweren, denn mit mir ist ein Quartett in den Zug eingestiegen, zwei junge Kerle mit je einer Kiste Bier bewaffnet, die sich (momentan noch) sehr ruhig verhalten.

So werde ich mich nun dem Buch “Die Bibel nach Biff” von Christopher Moore widmen, einem Bericht über die ersten Lebensjahre von Jesus Christus, erzählt von seinem besten Freund Biff. Wer in Zukunft eine längere Bahnfahrt vor sich hat, dem lege ich dieses Buch ans Herz!

Daher verabschiede ich mich nun erst einmal…

 

 

3:47h Irgendwo kurz vor Augsburg

Ich habe das Lesen aufgegeben: Irgendjemand hinter mir traktiert mit bewundernswerter Ausdauer seinen Nachbarn mit einem Gummihammer, was jedes Mal zu einem langgezogenen Quietschgeräusch (beim Hammer, nicht beim Nachbarn) führt. Für den Moment ist das ja echt amüsant, aber wenn das jetzt bis Düsseldorf so weiter geht, dann gute Nacht! Ach ja, apropos “Gute Nacht”: Ich könnte auch einfach mal versuchen zu schlafen, denn ich bin mittlerweile seit knappen zwanzig Stunden auf den Beinen, aufgrund meines Lebensrhythmus kein Stück müde. Allerdings dürfte schlafen dank meines Hintermanns recht schwierig sein. Ich hole mir jetzt erst mal einen Kaffee im Bordrestaurant, denn der Kaffee vom Burger King ist ja jetzt auch schon etwas länger her…

 

 

4:12h Mitten im Nirgendwo

Mission erfolgreich gemeistert: Ich habe meinen Kaffee. Der freundliche Servicemitarbeiter im Bordrestaurant erinnert mich ein wenig an … wie hieß “es” noch gleich? Richtig, an Natalie aus dem Nachtzug nach Bangkok. Zumindest von der Art her, nicht vom Aussehen. Schwul wie zehn Friseure, extrem höflich und zuvorkommend, aber nicht wirklich geschäftstüchtig. Ich kam mit meinem Starbucks-Becher angewackelt und hatte anscheinend diesen “Voll machen bitte”-Blick drauf, auf jeden Fall meinte er, ich solle gleich den XXL-Kaffee nehmen für 3,30€. Sein Kollege stellte daraufhin fest, dass der XXL-Kaffee mit Croissant nur 3,40€ kostet. So bin ich nun also für zehn Cent extra stolzer Besitzer eines Croissants geworden. Ungefähr in Höhe Stuttgart hätte ich mir eh ein Frühstück gegönnt, das Croissant kostet einzeln 1,20€. So habe ich 1,10€ gespart und das Bordrestaurant weniger Umsatz gemacht. Mir soll’s recht sein, er war stolz auf seine Feststellung, hat sein nettestes Lächeln aufgesetzt und wir haben uns noch ein bißchen über Gott, die Welt und das Wetter unterhalten.

 

 

7:22h In der Nähe von… ach, ist doch auch egal

Meine Damen und Herren, hiermit verkünde ich offiziell: Ich bin total fertig. Wobei “fertig” noch leicht untertrieben ist. Es wird langsam hell und es beunruhigt mich zutiefst, dass draußen Schnee liegt.

Dem Nichteingeweihten möchte ich an dieser Stelle kurz meinen Plan erläutern.

– Samstag morgen 1:35h S-Bahn ab Hallbergmoos

– Ankunft 9:28h in Viersen

– 12:00h Transporter in Mönchengladbach abholen

– Transporter bepacken

– Sonntag Fahrt nach München

– Sprinter entladen und Möbel in die Wohnung tragen

– Montag morgen Sprinter in München-Schwabing abgeben

 

Zwei Faktoren behindern dabei meinen Plan nicht unwesentlich:

1.) Die Fahrt wird mindestens bis Köln durch Karneval extrem behindert.

2.) Die Fahrt wird spätestens ab Köln durch Schnee extrem behindert.

Fazit: Ideale Voraussetzungen für einen Umzug.

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