Wenn einer eine Reise tut… Teil 1: Die Anreise

Überraschung: Ich bin mal wieder mit der Deutschen Bahn unterwegs.
Bis Würzburg habe ich einen Vierer-Tisch für mich alleine. Dort steigen dann viele Leute ein, von denen mich zwei (ein Pärchen) fragen, ob bei mir noch frei sei. Ist es, und nur aufgrund der defekten Reservierungsanzeige, die pauschal bei allen Plätzen „ggf. reserviert“ anzeigt, sehe ich mal von einem blöden Kommentar ab. Denn mal ehrlich: Blöde Fragen verdienen blöde Antworten. Aktion und Reaktion, das alte Spiel. Dass die Plätze frei sind, ist ja wohl offensichtlich, denn sonst würde ich nicht alleine dort sitzen.
Eine alternative und sicherlich sinnvollere Frage wäre wohl etwas gewesen in der Art von „Ist es okay, wenn wir uns dazu setzen?“. In dem Fall hätten Sie eh die Antwort „Natürlich“ erwartet, von daher hätten sie auch einfach gleich grüßen und sich setzen können.
Um das Folgende zu verstehen, muss man wissen, dass es noch einige freie Plätze im Zug gibt. Auf der Strecke von Augsburg bis Würzburg war er praktisch überfüllt, so dass wie üblich auch Leute in den Gängen standen und in den Bereichen zwischen den einzelnen Wagen auf dem Boden saßen. In Würzburg verlässt eine Horde Menschen plötzlich den Zug, als ob es dort etwas umsonst gäbe. Und dann steigen besagte zwei Personen ein.
Sie setzen sich. Der Zugbegleiter kommt vorbei, der männliche Teil des Pärchen fragt ihn, wo denn der Bahn.Comfort-Bereich sei. Die Antwort beinhaltet sinngemäß die Aussage, dass das normalerweise bei den Reservierungsanzeigen aufgeführt und obendrein mittels grauer Aufkleber an den Abteilwänden kenntlich gemacht sei. Der Typ entgegnet, er habe lediglich zwei der Aufkleber gesehen, und es könne ja nicht sein, dass das alles sei. Kurz darauf feiere ich den Zugbegleiter für seine souveräne Reaktion, als er sagt: „Also ich sehe hier ja schon auf Anhieb drei Aufkleber“.  Der Mann am Nachbartisch schaut verständnislos zu uns rüber und sagt: „Ich habe auch eine Bahn.Comfort-Karte und sitze trotzdem hier“. Das wollte ich eigentlich auch sagen, habe es mir aber verkniffen. Den Rest der Fahrt über versuche ich herauszufinden, was der Typ jetzt eigentlich genau wollte.
Wenn ich einen Zugbetrete, habe ich vorher schon auf dem Wagenstandanzeiger nachgeschaut, wo sich der Comfort-Bereich befindet, deswegen brauche ich im Zug auch nicht lange zu suchen – ich weiß einfach, wo ich hin muss. Und wenn ich dann auf dem Weg zu den gesondert markierten Plätzen einen „normalen“ freien Platz finde, dann setze ich mich halt dorthin. Aber muss ich deswegen militant und auf derart aufdringliche Weise mitteilen, dass ich mich für etwas Besseres halte?
Schwach, Junge, ganz schwach…

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.