Kategorie: One Night in Bangkok

Im Oktober 2009 geht es mit Marco Polo nach Thailand. Telefon ist dort nicht immer vorhanden, und meist ist es relativ teuer. Deshalb mein Reisetagebuch hier zum Mitlesen.

Intro

Meine Damen und Herren, ich darf Euch mitteilen, dass auch ich endlich einmal so richtig Urlaub habe (3 Wochen!) und das vollends ausnutzen werde. Im Folgenden werde ich Euch mein Reisetagebuch zur Verfügung stellen. Je nach Möglichkeit und Netzverfügbarkeit werde ich versuchen, das ganze so zeitnah wie möglich zu posten. Telefonate werden wohl eher nicht möglich sein, da es im Dschungel keine Mobilfunknetze gibt. Außerdem habe ich mein Telefon bestimmt schon vorher verloren (verdammt, wo ist eigentlich mein Ladegerät?).

1. Tag, Donnerstag, 15.10.2009

FLUG NACH BANGKOK

“Vormittags Flug mit Etihad Airways über Abu Dhabi bzw. im Tagesverlauf mit Emirates über Dubai nach Bangkok (Flugdauer ca. 14,5 Std.)”

Es ist jetzt 20:15h und ich sitze im Cafetiero, einem netten kleinen Café im Duty-Free-Bereich des Düsseldorfer Flughafens. Eine lange und weite Reise steht vor mir:

Um 21:20h startet mein Flieger in Richtung Dubai, wo ich gegen 5:50h eintreffen werde. Ich weiß noch nicht einmal, ob das dann deutsche Zeit ist oder Ortszeit, aber ganz ehrlich: es ist mir egal.

 

In Dubai habe ich vier Stunden Zeit, mir den Flughafen anzuschauen, denn um 9:40h geht es erst weiter.

Bis es gleich losgeht, werde ich erst einmal meinen Caramel Macchiato genießen. Bis zum Gate sind es nämlich nur geschätzte 20m Luftlinie und die Anzahl der wartenden Mitreisenden ist nach wie vor übersichtlich.

Jetzt werde ich Euch erst einmal verlassen, da ich noch exzessiv Duty-free-Shopping betreiben muss.

Wir sehen uns in Dubai!

Station 2: Dubai

dubai-airportEs ist jetzt 6:15h Ortszeit, also 4:15h deutsche Zeit. Vor ungefähr einer Stunde bin ich gelandet und habe die Zeit bis jetzt dafür benötigt, mir etwas zu trinken zu kaufen und einen Platz zum Sitzen zu finden. Quasi auf dem Weg habe ich noch schnell ein wenig Geld gewechselt und bin jetzt stolzer Besitzer von Dirham, der Währung hier in Dubai.

Das Angebot hier ist enorm, das Gebäude riesig. Ich frage mich, ob die Scheichs hier im Terminal 3 auch Marathonläufe veranstalten, möglich wäre es auf jeden Fall.

Insgesamt kommt mir dieser Flughafen dubios vor. Auf dem Anflug habe ich angestrengt aus dem Fenster geschaut, um den Flughafen zu sehen. Das einzige, was ich sah, war eine schwarze Wand. Aber das war okay, so konnte ich mich wenigstens von dem Restless-Legs-Patienten ablenken, der neben mir saß und mich einen Großteil des Fluges „unterhalten“ hat.

Erstmals gesehen habe ich Dubai erst in dem Moment, als der Flieger aufsetzte – wie aus dem Nichts war die Stadt plötzlich da.

Der Flughafen: Hier gibt es alles, was man sich vorstellen kann, ebenso wie alles, was man sich nicht vorstellen kann: Taschen, Jacken , Hüte, Anzüge, sonstige Bekleidung – alles vom Feinsten, von den einschlägig berühmten Designern, aber auch den (noch nicht) ganz so bekannten Designern. Alles ist spottbillig, denn es gibt ja keine Steuer. Besonders verlockend sind die Sonderangebote à la: „Wenn Sie diese zwei Schals und ein Paar Strümpfe kaufen, bekommen Sie folgendes Handy gratis dazu.“ Ob es da einen Haken gibt, weiß ich nicht, ich werde es aber lieber nicht ausprobieren.

Gerade war ich auf der Suche nach einem Kaffee beim Starbucks. Der Kaffee scheint aber Gold und Diamanten zu enthalten, so hoch ist der Kurs, zu dem der Kaffee dort gehandelt wird. So schlürfe ich halt doch eine Cola aus dem Duty-Free-Shop nebenan (Kostenpunkt: ca. 0,25€ für eine 0,33 Liter Dose – da kann man nicht meckern).

An den Nebensächlichkeiten, die ich zur Zeit berichte könnt Ihr erkennen, dass mir gerade sterbenslangweilig ist. Es ist jetzt 6:30h, ich habe also noch mehr als drei Stunden Zeit bis mein Anschlussflug startet.

An dieser Stelle verspreche ich Euch aber schon einmal, dass das Niveau meines Reisetagebuches noch enorm steigen wird, denn die vor mir liegende Reise wird definitv der Hammer, eine Reise, die ich so schnell wohl nicht vergessen werde.

Zum Abschluss ein kleines Bilderrätsel:

1.) Um welches Produkt handelt es sich?
2.) Wie ist die Schrift zu lesen (also z.B. von oben nach unten, von rechts nach links etc.)?
bilderratsel

 

 

2. Tag, Freitag, 16.10.2009

BANGKOK Erste Impressionen

„Vormittags bzw. abends Ankunft in Thailands Hauptstadt. Unser einheimischer Marco Polo-Scout Marut bringt uns zum Hotel nahe des Königspalastes.“

 

Bangkok

Den Flug habe ich zeitgerecht erreicht (ich scheine im Moment einen guten Lauf zu haben J ). Der Flug war entspannt, Emirates hat mir einen A380 gegönnt – vom Feinsten, kann ich da nur sagen; ich habe mich gefühlt wie in der Business.Class.

Während des Fluges habe ich so viele Filme gesehen, wie schon lange nicht mehr. Es fing zwar eher kontraproduktiv an, da der Film mit Cameron Diaz (ich glaube Abigail Breslin hat auch mal wieder mitgespielt) bei Weitem keine Komödie war, sondern ein Film über das Thema Gentechnik/Klonen/Lebewesen als Ersatzteillager, das Ganze in einem heftigen Drama verpackt. Da konnte mich eigentlich nur noch die Komödienkeule retten, es mussten also „Nachts im Museum 2“ und „Ice Age 3“ ran. Irgendwo über Mumbai hatte ich aber echt mal die Nase gestrichen voll und habe kurz überlegt umzudrehen. Blöd an der Sache war nur, dass ich 1.) fast schon am Ziel war und 2.) das Flugzeug sowieso nicht wegen mir umgekehrt wäre. Also habe ich die Zähne zusammengebissen und bin dann doch in Bangkok angekommen.

Nachdem ich die übliche Prozedur (Passkontrolle, Immigration Officer, Gepäckausgabe etc. – erstaunlicherweise haben sich die Grenzer die im Flieger bereits angekündigte Temperaturkontrolle bei den Fluggästen gespart) hinter mich gebracht hatte, wartete hinter dem Zoll auch schon unser Guide für die nächsten zwei Wochen. Irgendwann waren wir dann dreizehn Leute, dummerweise sollten wir aber fünfzehn sein. Was macht man da? Richtig, warten. Geschlagene 90 Minuten haben wir gewartet, bis der Guide beschlossen hat, dass wir ins Hotel fahren, die Verschollenen hatten ja schließlich die Adresse, sie würden also mit dem Taxi nachkommen können.

Die Fahrt vom Flughafen hat dann mal gepflegte 60 Minuten gedauert, was aber weniger auf die zu überwindende Distanz, als vielmehr auf die Rushhour zurückzuführen war.

Im Hotel angekommen dann die Überraschung: Die Verschollenen waren bereits seit vier Uhr nachmittags im Hotel, folglich haben wir einfach mal eineinhalb Stunden umsonst wie die Blöden am Flughafen gewartet *grummel*. Also schon mal ein Minuspunkt für die Organisation seitens des Veranstalters (sorry, aber der muss sein).

 

Im Hotel haben wir uns dann schnell auf unsere Zimmer begeben, ich habe endlich mal wieder geduscht (ist ja im Flugzeug etwas schwierig. In der A380 gibt es zwar einen weitläufigen Wellness-Bereich, dieser ist jedoch ausschließlich den Passagieren der 1. Klasse vorbehalten), mich in frische Kleidung gestürzt und stand (wieder einmal) pünktlich (!!!) in der Lobby, wo wir uns verabredet hatten., um das Viertel unsicher zu machen.

Das Viertel… ähm, ja. Man könnte es so ausdrücken: Das Hotel liegt mitten im Vergnügungsviertel. Anders ausgedrückt: in der Bagger- und Abschleppmeile, wo zwei Gruppen von Menschen vorherrschen: Thailändische Mädchen (Altersklasse: überwiegend 15-19) und (überwiegend) europäische Männer der Generation 50+. Um diese beiden Gruppen herum hat sich ein dynamisches Geschäftsleben entwickelt und alle fünf Meter (maximal) bietet eine Garküche ihre Speisen feil.

Im Grunde gibt es alles Vorstellbare und nicht Vorstellbare zu kaufen, entweder zum Mitnehmen oder man setzt sich hin um seine Mahlzeit in Ruhe einzunehmen.

Da uns in den meisten Garküchen die Salmonellen im Spalier begrüßt haben (was ja auch kein Wunder ist, wenn man rohes Fleisch, rohe Eier und Seefrüchte aller Art bei 32°C und 95% Luftfeuchte frei herumliegen lässt), haben wir uns ein paar Ecken weiter ein einfaches, aber vielversprechendes „Lokal“ ausgesucht. Hier haben sich 4-5 Besitzer zusammengeschlossen. Jeder hat seine eigene Spezialität (Reis, Nudeln, Hühnchen, Meeresfrüchte) und wer sich dort an einen Tisch setzt, bekommt nicht eine Karte überreicht, sondern gefühlte zwanzig.

Das Essen (ich hatte gebratenen Reis mit saurem Schweinefleisch) war gut und zeugte von solidem Handwerk. Dazu gab es eine 0,33l-Flasche Coca-Cola und eine 0,5l-Flasche Mineralwasser ohne Kohlensäure Ich fand das Essen so gut, dass ich ohne zu überlegen 20 Baht Trinkgeld (entspricht in etwa 0,50€) auf den Tisch gelegt habe. Erst zwei Straßenzüge weiter ist mir die Situation vollends klar geworden. 50 Cent mögen für uns Deutsche ja nicht viel Geld sein, aber für das gesamte reichhaltige Essen inklusive beider Getränke hatte ich einen Rechnungsbetrag von knapp 50 Baht, also in etwa einem Euro. Das Leben scheint hier wirklich sehr preiswert zu sein.

Im Anschluss sind wir noch ein wenig durch die Gegend gezogen, Jetzt ist es hier 1:36h (bei Euch 20:36h), da ich um 7:00h einen Weckruf bekomme, gehe ich jetzt schlafen.

Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht!

3. Tag, Samstag 17.10.2009

BANGKOK  Leben am Fluss
„Zu Fuß geht es zum nahe gelegenen Palastbezirk: Marut [unser Scout] zeigt uns den Wat Phra Keo mit seinem Smaragdbuddha – für die meisten Thais der heiligste Platz auf Erden. Wir zünden Räucherstäbchen an – auf eine gute Reise! Per Langschwanzboot sehen wir uns die Klongs genauer an: Hier baden Kinder, und die Erwachsenen waschen ihre Wäsche, Frauen handeln von Booten aus mit Waren aller Art. Traditionelles Leben mitten in der modernen Megacity Bangkok. Am Abend dann gemeinsames Begrüßungsessen: Zitronengras, Chili und Fischsauce sorgen für kräftige Aromen!“

Ich persönlich finde, diese Beschreibung wird dem Tag nicht wirklich gerecht, daher im Folgenden meine persönliche Version:

Pünktlich um 7:00h klingelt das Telefon, der Weckruf-Service des Hotels funktioniert also einwandfrei. Abfahrt ist um 9.00h, direkt nach einem kleinen Frühstück (Thema Frühstück: Ich persönlich finde es ja einigermaßen pervers, den Tag bereits mit gebratenen Nudeln zu beginnen, die Sojasauce und das darin schwimmende Gemüse machen das nicht wirklich besser).
Das Klima ist unverändert höllisch: 34°C und 95% Luftfeuchte, bereits der Gang aus dem Hotel raubt den Atem (was allerdings nicht an der Schönheit des Stadtviertels liegt). Wir kämpfen uns also mutig durch zum Bahnhof – besser gesagt: wir lassen uns durchkämpfen, denn wir fahren mit dem Tuk-Tuk, einem dreirädrigen Motorradtaxi, dass normalerweise drei Personen befördern kann (wir bringen es dank ausgefeilter Falttechnik auf vier Personen). Der Fahrtwind macht die Tour erträglich, leider endet sie bereits nach gut 800m wieder. Wir steigen also um in den Skytrain, die S-Bahn von Bangkok, die über den Dächern der Stadt ihren Weg findet. Dass dieser gut klimatisiert ist, wirkt sich zwar positiv auf das Fahrerlebnis aus, macht es aber umso schwerer, sie am Ende wieder zu verlassen: Die schwüle Hitze Bangkoks hat uns wieder.

Der erste Programmpunkt ist die Fahrt mit dem Langschwanzboot durch die Kanäle von Bangkok, durch Gegenden, die einem normalen Touristen wohl auf ewig verschlossen bleiben: Einfache Holzverschläge, wahre Bruchbuden, total zusammengebrochene (Ex.)Wohnhäuser, schicke Luxusvillen – auf der Fahrt bekommen wir so ziemlich alles zu sehen und noch viel mehr geboten: Frauen kommen in Kanus an unser Boot herangepaddelt und versuchen uns den Schrott zu verkaufen, den man nicht einmal auf der Touristenmeile los wird. Später lassen wir uns von Fischen nass spritzen, die übereifrig um ins Wasser geworfene Brotkrumen kämpfen. In Legebatterien würde eine derartige „Einwohnerdichte“, wie sie hier zu beobachten war, unweigerlich zur unverzüglichen Schließung des Betriebes führen. Anders ausgedrückt: Obwohl wir uns in einem Boot auf einem Kanal befanden, war vom Wasser nicht mehr viel zu sehen.
Kinder winken uns freundlich zu, Erwachsene beobachten uns argwöhnig, als wir quasi durch ihr Wohnzimmer fahren. Die Fahrt endet am Fuße einer Tempelanlage, die wir uns im Anschluss anschauen. Es handelt sich um einen königlichen Tempel, derer es zwar viele gibt, der aber dennoch eine besondere Geschichte hat:

 

Exkurs Bangkok – Geschichte
Von 1438 bis 1767 war Ayutthaya die Hauptstadt Siams, wurde jedoch in diesem Jahr von den Burmesen buchstäblich dem Erdboden gleich gemacht. König Rama I. zog mit seinen Gefolgsleuten nach Thonburi und ließ sich dort nieder. An dieser Stelle wurde besagter Tempel gebaut, der den Namen Wat Arun trägt. Thonburi war somit nach Ayutthaya die dritte Hauptstadt Siams (Die erste war Sukhothai von 1238 bis 1438). Erst fünfzehn Jahre später, im Jahr 1782, beschloss Rama I., seinen Wohnsitz auf die andere Flussseite zu verlegen, da ihm dort angeblich die Aussicht besser gefiel. Somit wurde Bangkok die vierte Hauptstadt Siams.
„Bangkok“ heißt auf deutsch „Dorf der Oliven“, was ich persönlich erstaunlich finde, denn es gibt hier jede Menge Palmen, aber keine Olivenbäume.
Der offizielle Name von Bangkok lautet übrigens „Krungthep-mahanakhorn-bowornrattanakosin-mahintarayutthaya-mahandilokpop-noppharatchathani-burirom-udomratchaniwet-mahastan“.
An diesem Punkt stellt sich mir die Frage, warum dieser Name nicht offiziell verwendet wird bzw. warum man sich mit so etwas simplem wie „Bangkok“ zufrieden gibt. Hier einige meiner Thesen:
1.) Es gibt keine Visitenkarten im Format DIN A4 (die man wohl bräuchte, wollte man denn den Ortsnamen abdrucken).
2.) Die Antwort auf die Frage nach der Herkunft („ich komme aus Krungthep-[blablubb]-mahastan“) würde den Fragenden unweigerlich einschläfern.
3.) Weil man den Ortnamen als Autofahrer nicht komplett auf Verkehrsschildern lesen kann (es sei denn, man bringt das Fahrzeug zum Stillstand, aber wer macht das schon auf der Autobahn?)
4.) Weil es sich einfach sch$&%e anhört.

Vom Wat Arun machen wir uns per Tuk-Tuk auf zum Palastbezirk. Jetzt wird es richtig dekadent, denn die Königsfamilie verfügt hier über ein Areal von cirka 118.000 Quadratmeter, die Ausstattung ist vom Allerfeinsten: In der Sonne funkelt es von allen Seiten: die Dächer (und auch die Wände) sind mit Gold überzogen. Man zeigt halt, was man hat!
  
Da Bilder mehr sagen als Worte möchte ich auf das Fotoalbum verweisen, in dem einige Bilder aus dem Palastbezirk zu sehen sind. Ein Highlight des Palastbezirks ist der Wat Phra Keo, einer der (wie aus dem Reiseverlauf zu entnehmen) heiligsten Ort der Thais.
Es ist zwar verboten, den Smaragdbuddha zu fotografieren, dennoch konnte ich von außen durch das Fenster einen guten Blick erhaschen und dokumentieren. Für den Smaragdbuddha wurden Kleidungsstücke angefertigt, für jede Jahreszeit eine. Der Hinweis, dass diese aus purem Gold hergestellt sind, erübrigt sich wohl. Früher wurde der Smaragdbuddha im Rahmen einer Feierlichkeit durch den seine Majestät persönlich angekleidet, diese Aufgabe übernimmt heutzutage der Prinz.
Nur einige Meter weiter ist ein weiteres Highlight zu entdecken: Der Wat Po. Dieser Tempel beherbergt eine 45m lange und 15m hohe Statue, den liegenden Buddha. Leider ist das Gebäude kaum größer als die Statue, so dass ich kein Foto der ganzen Statue machen kann. Natürlich ist auch diese Statue komplett mit Gold überzogen… Komplett? Oha, welch ein Faux-Pas! Nein, nicht komplett: Die Fußsohlen sind mit Perlmutt verziert, hier sind symbolisch die 108 Zeichen eingearbeitet, an denen man einen Buddha, also einen Erleuchteten, erkennen kann.
Bei dieser Pracht passiert es leider, dass die weiteren 400 Buddha-Figuren im Palastbezirk ein wenig in den Hintergrund verschwinden.
Nach diesem Kulturprogramm stärken wir uns in einem unscheinbaren Restaurant am Straßenrand, dass erneut durch seine tolle Küche überzeugt. Die Kochkunst scheint den Thais in die Wiege gelegt.
Der offizielle Teil des Tages endet mit dem Willkommensdinner, nach welchem die Meisten aus der Gruppe sichtlich erschlagen auf ihren Zimmern verschwinden.

Und was mache ich gewöhnlich in so einer Situation? Durch einen Zufall finde ich in meinen Gepäck einen GPS-Empfänger, in Kombination mit dem Internet-Zugang ergibt sich folgende Abendgestaltung: Ich nehme einen Mitreisenden aus der Gruppe mit auf eine Caching-Tour. Es ist schließlich erst 23.00h, das Wetter ist nach wie vor gut (32°C, 95% Luftfeuchte).
Auf dem Programm stehen drei Caches. Der Rest ist relativ kurz erzählt: Dose Nummer 1 haben wir nicht gefunden, weil sie in einem Park liegt, der um diese Uhrzeit bereits geschlossen ist. Dose Nummer 2 ist reichlich zeitaufwändig, da der GPS-Empfänger nur die Entfernung in Luftlinie anzeigt. So werden 500m Distanz schnell zu einer Laufstrecke von mehreren Kilometern, denn es stellt sich heraus, dass viele Straßen unangekündigt in einer Sackgasse enden. Die Dose haben wir zwar gefunden (am Ende einer Straße), jedoch war das Zurücklegen nach dem Loggen nicht möglich, denn wie auf Kommando herrschte in dieser Sackgasse plötzlich ein reges Treiben. Die Dose habe ich daher mitnehmen müssen und werde sie später wieder dort verstecken.
Da das nun geschafft war: Auf zu Dose Nummer 3. Nach wenigen Metern bekomme ich von meinem Begleiter den Hinweis, dass er gerade einen Regentropfen abbekommen habe. Keine drei Minuten später öffnet der Himmel seine Schleusen und wir können uns gerade noch in eine überdachte Häuserecke retten. Hinter einer Regenabflussrinne stehend wähnen wir uns in Sicherheit. Dumm nur, dass Bangkoks Kanalisation für derartige Regenbrüche nicht ausgelegt ist, nach einigen Sekunden steht uns das Wasser bis zu den Knöcheln, weshalb wir uns vornehmen, schnell die 50m bis zur Hauptverkehrsstraße zu laufen, wo regelmäßig Taxen vorbeifahren. Nach exakt 5m sind wir nass bis auf die Knochen, dennoch erbarmt sich ein Taxifahrer uns mitzunehmen, zum Dank ruinieren wir ihm seine Ledersitze, denn das Wasser tropft an uns herunter. Im Hotel angekommen genehmigen wir uns noch zwei Drinks an der Bar und der Tag ist um 2:00h morgens beendet.

4. Tag, Sonntag, 18.10.2009

BANGKOK Freizeit oder Bike-Trip

„Einige von uns nutzen den Tag für Sightseeing auf eigene Faust. Die meisten jedoch wollen es abenteuerlich, fahren vier Stunden lang auf dem Bike durch Bangkok. Fast schon durch die Wohnzimmer mancher Viertel, in Tempel am Wegesrand – zwischendurch Erfrischungspausen und zur Halbzeit eine Portion Thai-Nudeln von Muttern. Am Abend sichern wir uns ein luftiges Plätzchen an der Sky Bar @ Sirocco auf dem State Tower – open air in der 64. Etage. Wahrscheinlich die coolste Location der ganzen Stadt, die uns Marut empfohlen hat.“

 

Nach einer kurzen Nacht treffen wir uns um 8.00h vor dem Hotel. Um 9.00h müssen wir bei André sein. André ist Holländer, lebt seit 13 Jahren in Bangkok und vermietet die Fahrräder. In zwei Gruppen à 8 Personen machen wir uns auf den Weg. Der Anfang der Tour ist bereits holprig. Zwar wissen wir, dass man in Thailand links fahren muss, doch sobald wir selbst auf dem Fahrrad sitzen, haben wir dieses unwichtige Detail schon wieder vergessen. Also ab auf das Fahrrad, kurz nach links geschaut, losgefahren, den ersten Unfall gebaut (wegen Linksverkehr), neuen Anlauf gewagt, diesmal rechts geschaut, läuft. Von da an geht es fast von allein.

Die Tour führt uns durch die Slums von Bangkok. Der Weg ist oftmals so eng, dass wir auf Teufel komm raus im Sattel bleiben müssen, denn zum Schieben fehlt der Platz. Teilweise führen die befestigten Wege direkt durch die Wellblechhütten, wir fahren also durch die Wohnzimmer der Menschen. Doch diese scheint das wenig zu stören, die lächeln uns entgegen, winken, Kinder laufen ein Stück mit uns mit, lassen uns abklatschen – die Lebensfreude der Thai ist in jeder Ecke spürbar.

Wir verlassen die Slums und setzen mit einem Boot auf die andere Seite des Flusses über: Ein Boot transportiert uns, ein anderes unsere Fahrräder. Jenseits des Flusses bietet sich uns ein ganz anderes Bild, denn plötzlich befinden wir uns mitten im Dschungel. Wir passieren einen Tempel, aus dem Musik dringt, welche uns noch eine Weile durch den Dschungel begleitet. Wir fahren auf asphaltierten Wegen ca. 1m über dem Boden. Geländer oder sonstige Sicherungen gibt es nicht, einmal nicht aufgepasst und schon liegt man mitsamt Fahrrad im tiefen Morast des Sumpfgebietes.

Wir sind erst seit 15 Minuten aus Bangkok heraus und doch hören wir kein Geräusch.

Nachdem wir mehrere einzelne Häuser und einige Dörfer durchquert haben, erreichen wir einen Park mit einem großen See. Hier füttern wir die Fische. Nach buddhistischem Glauben soll das wohl Glück bringen, das einzig Greifbare, zu dem das führt, ist eine tiefgrüne Brühe, denn der See ist randvoll mit Algen.

In einem Restaurant direkt am Ufer des großen Flusses essen wir zu Mittag, danach begeben wir uns auf den Rückweg nach Bangkok.

Um 14.00 Uhr ist die Radtour beendet. Einige nutzen die freie Zeit und fahren auf einen Markt in Bangkok, ich steige aus, denn ich möchte fit sein für den Abend und fahre daher ins Hotel…

 

Der „Abend“ beginnt bereits um 17.00h, denn wir wollen auf den State Tower. Dort liegt im 64. Stockwerk die Sirocco Bar, eine recht noble Cocktailbar mit einer Freiterrasse, von der man einen guten Blick über die Stadt hat. „Recht nobel“ bedeutet zunächst, dass dort ein Dresscode herrscht, der Abendkleidung vorschreibt. „Recht nobel“ bedeutet aber auch, dass die Getränke dort derart teuer sind, dass sich der „normale“ Thai einen Besuch dieser Lokalität nicht leisten kann. Mein Mai Tai kostet unverschämte 540 Baht (normaler Preis 80-160 Baht in anderen Bars), schmeckt dafür aber gut und irgendjemand aus der Gruppe meinte sogar ein wenig Alkohol herausgeschmeckt zu haben.

540 Baht entsprechen in etwa 11 Euro, was selbst für deutsche Verhältnisse ein strammer Kurs für einen Cocktail ist. In Thailand liegt der durchschnittliche Monatslohn jedoch bei 15000 Baht (300 Euro) brutto…

Während ich noch überlege, ob ich mir einen weiteren Drink genehmigen soll, bekomme ich einen Tropfen ab. Ich schaue Daniel an – wir wissen, was das bedeutet. Wir haben gerade noch Zeit, die anderen vorzuwarnen, als es auch schon wie aus Eimern kübelt. Der geplante Besuch eines Nachtmarktes fällt also sprichwörtlich ins Wasser.

Wir nehmen uns zu viert ein Taxi und fahren ins Siam Center, ein großes Einkaufszentrum der gehobenen Preisklasse. Dort trennen sich unsere Wege: Zwei von uns steigen aus, Daniel und ich fahren ins Hotel zum Umziehen, denn bei dem Wetter wäre mein Anzug schnell hinüber gewesen. Zwei Stunden später treffen wir uns wieder an besagtem Center, erwerben im HardRock Café das obligatorische T-Shirt und fahren dann mit dem Tuk-Tuk in die Khaosan Road, eine Erlebnismeile voller Bars und Straßenhändler.

Die Fahrt ist besser als jede bisher erlebte Achterbahnfahrt: Wer meint, ich würde fahren wie Sau, der hätte das mal miterleben müssen: Wenn beide Fahrspuren verstopft sind, was ist die logische Schlussfolgerung? Richtig: Die Gegenspuren sind noch frei, also benutzen wir doch diese. Wenn Gegenverkehr kommt, können wir immer noch schauen, wer der Stärkere ist (da wir in einem Tuk-Tuk saßen, wäre das im Zweifelsfall sowieso der Gegner gewesen).

Unseren persönlichen Triumph, diese Fahrt überlebt zu haben, feiern wir ausgiebig mit einem Essen in einem Restaurant. Das Prinzip beim Essen ist übrigens recht simpel: Da in der Karte alles gut aussieht und man sich selten entscheiden kann, empfiehlt es sich, im Zweifelsfall einfach alles zu bestellen, denn ob man nachher als Gesamtpreis 2,50€ oder 3,20€ für das Essen auf der Rechnung stehen hat, ist relativ egal. Die Getränkegrößen sind in Thailand übrigens recht übersichtlich, denn aus Hygienegründen gibt es Getränke oftmals nur in Dosen à 0,33 Liter. Unser Blick fällt auf den Nachbartisch, denn dort stehen kleine Eimerchen mit Strohhalmen. Wir schauen uns an, Michaels Hand schnellt nach oben, die Bedienung kommt an den Tisch, Michael bestellt auch solch einen Eimer. Gelächter gibt es als ich sage, dass ich das Gleiche nehme. Im Endeffekt stehen für vier Personen drei Eimer Wodka-RedBull auf dem Tisch. Zur Mischung muss man nicht viel sagen, außer vielleicht, dass RedBull wohl ein kostbares und teures Gut ist, das man in Getränken sparsam einsetzt. Dafür gibt es halt mehr Wodka…

 

Um Mitternacht kommt uns eine geniale Idee: Noch immer begeistert von der Thai-Massage, die wir vor zwei Tagen genossen haben, beschließen wir jetzt auch einmal eine Öl-Massage auszuprobieren. Also ab in den Massage-Salon, eine 60-minütige Öl-Massage gebucht, mit einem Anflug von Dekadenz die 180 Baht (=3,95€) auf den Tresen gelegt (wie weit käme man eigentlich in einem deutschen Massagesalon mit 3,95€???), Schuhe ausgezogen, hingelegt und eine Stunde entspannt. Um ein Uhr morgens sind wir fertig, die Angestellten wollen anscheinend ebenfalls schnell nach Hause. Jedenfalls warten diese bereits vor der Tür, während wir noch drinnen unsere Schuhe anziehen. Als wir zwei Minuten später mitten im Gewühl der Khaosan Road stehen, wird mir eines bewusst: Bevor ich in den Massage-Salon gegangen bin, hatte ich einen Rucksack dabei. Mit einem kurzen Blick auf meinen Rücken wird mir eines klar: Jetzt habe ich keinen Rucksack mehr. Daniel geht es genauso. Wir wissen auch, wo unsere Rücksäcke sind, nämlich im Massage-Salon, der aber schon geschlossen ist. Um uns nicht unnötig aufzuregen, machen wir uns zu viert auf in die Cocktail-Bar auf der anderen Straßenseite, denn dort ist praktischerweise von 1:00h bis 3:00h Happy Hour (Buy One Get One Free). Der Abend ist gerettet, wir sitzen noch einige Zeit vor der Bar an einem Tisch, schlürfen unseren MaiTai und beobachten das Treiben auf der Straße.

Dann machen wir uns mit dem Taxi auf zum Hotel, denn es liegt eine kurze Nacht vor Daniel und mir: Um 8.30h ist Abfahrt Richtung Ayutthaya, um 8.00h macht der Massagesalon auf (wir wollen ja schließlich unsere Rucksäcke wiederhaben, man braucht nach Aussage des Concierge etwa eine Stunde um mit dem Auto dorthin zu gelangen. Damit haben wir uns spontan für die Variante „Aufstehen um 6.00h“ entschieden, was ich bereits bereue, als ich um 3.30h total zerstört ins Bett falle.

Pause

Hallo zusammen,

aufgrund von vorsintflutlichen Verhaeltnissen in Bezug auf Internet und Telefon muss mein Reisetagebuch auf unbestimmte Dauer ruhen. Das Material ist fertig geschrieben, die ersten Tage vollstaendig ueberarbeitet (inkl. Bilder). Jetzt muss ich nur noch warten, dass ich es hochladen kann… Bis dahin alles Gute aus Chiang Mai!

5. Tag, Montag, 19.10.2009

BANGKOK – AYUTTHAYA Wo einst die Könige von Siam lebten

„Mit dem Bus geht‘s etwa 70 Kilometer stromaufwärts nach Ayutthaya. Marut kennt die ehemalige Residenzstadt der Könige von Siam wie seine Westentasche, zeigt uns die prachtvollen Tempel- und Palastruinen sowie die imposanten Festungsanlagen. Frühere Reisende haben Autthaya wegen der vielen Kanäle den Beinamen „Venedig des Ostens“ verliehen.“

 

*rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrring* „Good morning Sir, this is your requested wake-up-call“. Offensichtlich habe ich es vor 2,5 Stunden noch geschafft, an der Rezeption einen Weckanruf zu bestellen. Ich springe aus dem Bett in die Dusche und stehe 10 Minuten später frisch geduscht im Zimmer. Die Zeit ist knapp, denn ich muss ja schließlich noch meinen Koffer packen. Ich schaue neben mein Bett und sehe den (offensichtlich um 3.30h bereits) fertig gepackten Koffer. Ich muss gestehen, in dem Moment war ich doch ein bißchen von mir selbst beeindruckt.

Im Frühstücksraum treffe ich auf Daniel. Das Frühstück ist aus Zeitgründen schmal, ein Marmeladentoast muss reichen, das Taxi steht vor der Tür, wir fahren los.

Der Rest der Story ist schnell berichtet: Wir fahren zur Khaosan Road, gehen zum Massage-Salon, wo man uns bereits freundlich empfängt, holen unsere Rucksäcke, gehen zurück zum Taxi und fahren wieder zum Hotel. Die ganze Tour (Aussage des Concierge: „Für die Fahrt zur Khaosan Road brauchen sie bestimmt eine Stunde“) hat etwas länger als eine Stunde gedauert, was allerdings ganz klar an der Fahrleistung des Taxifahrers liegt:

Geschwindigkeitsbegrenzungen dienen grundsätzlich nur als Vorschlag, ich konnte aber leider nicht ermitteln, nach welcher Formel sich die Höchstgeschwindigkeit errechnet. Zwei Vorschläge habe ich jedoch entwickelt:

1.) Höchstgeschwindigkeit = Geschwindigkeitsbegrenzung x Anzahl der Insassen

2.) Höchstgeschwindigkeit = Geschwindigkeitsbegrenzung x Anzahl der Reifen

 

Des Weiteren konnte ich herausfinden, dass der Wiederverkaufswert eines Fahrzeugs in Thailand deutlich höher ist, wenn die Blinker noch unbenutzt sind. Das muss der Grund sein, weshalb Blinker grundsätzlich nicht benutzt werden.

 

Kurz nachdem wir also wieder im Hotel angekommen sind, startet auch schon unsere Reise: Wir verlassen Bangkok und fahren die 70 Kilometer nach Ayutthaya.

 

 

Exkurs Ayutthaya: Geschichte

Wie wir bereits im Exkurs zu Bangkok gelernt haben, war Ayutthaya die zweite Hauptstadt Siams (1438-1767).

Die Stadt muss einmal sehr beeindruckend gewesen sein. Europäische Reisende verglichen es wegen seines von prachtvollen Häusern und Palästen gesäumten Kanalsystems mit Venedig. Im 15. Jahrhundert war Ayutthaya größer als Paris oder London, um 1685 lebten in dieser Stadt mehr als eine Million Menschen.

Der Reichtum dieser Stadt lockte natürlich auch Neider, und so belagerten die Burmesen 1767 Ayutthaya. Als der Hunger die Menschen zur Unterwerfung trieben, plünderten die Burmesen die Stadt. Tempel wurden zerstört, Kunstschätze von unschätzbarem Wert gingen für immer verloren; die Stadt wurde buchstäblich dem Erdboden gleich gemacht.

Vor einigen Jahren drohte die UNESCO, Ayutthaya den Status als Weltkulturerbe zu entziehen, wenn die Anlagen und Ruinen nicht besser gepflegt würden. Seitdem wird zumindest versucht, dem Verfall entgegenzuwirken.

 

 

 

Bereits wenige Kilometer jenseits der Stadtgrenzen von Bangkok eröffnet sich uns ein ganz anderes Thailand: Im Gegensatz zur Hektik der Großstadt scheint hier die Zeit stillzustehen, in der schier unendlichen Weite liegen versprengt einzelne Häuser, ab und zu taucht ein Dorf vor uns auf.

 

In Ayutthaya merken wir jedoch bereits bei Verlassen des Busses, dass sich eines nicht geändert hat: Das Klima. Die Luftfeuchte ist nach wie vor pervers, zusätzlich ist die Temperatur sprunghaft gestiegen. Die Sonne knallt erbarmungslos vom Himmel und wir haben das Gefühl bei lebendigem Leib gegrillt zu werden.

 

Ich kann mir vorstellen, dass Ayutthaya einmal eine beeindruckende Stadt gewesen sein muss, die Umrisse der Tempel sind stille Zeugen. Die Tempel in Thailand sind abgesehen vom Fundament komplett aus Holz gebaut und die Burmesen haben bei der Zerstörung der Stadt ganze Arbeit geleistet. Außer ein paar Steinhaufen ist daher leider nicht mehr viel zu sehen und welcher Steinhaufen einmal zu welchem Tempel gehört hat, kann ich auch nicht sagen.

Es mag daran liegen, dass ich geistig noch immer in Bangkok bin, aber mit Ayutthaya kann ich persönlich jetzt nicht soviel anfangen.

 

Nach dieser anstrengenden Tour fahren wir ins Hotel. Ein Teil der Gruppe gönnt sich eine Thai-Massage, da ich es aber nicht übertreiben will, entspanne ich mit ein paar anderen aus der Gruppe im Hotel-Pool.

Nach dem Abendessen beschließen wir den Abend mit einer Runde Bowling, bei der ich wieder einmal mein ganzes Können beweise: Ich glaube, ich war Vorletzter, bin mir aber nicht sicher. Aber Spaß hat‘s gemacht.

6. Tag, Dienstag, 20.10.2009

AYUTTHAYA – LAMPANG Zum Nightlife am Wang River

„Auf dem Weg nach Lampang Zwischenstopp am Historischen Park von Sukhothai. Auch hier residierten einst Thailands Könige, von ihren Palästen und Tempelanlagen sind ebenfalls nur noch Ruinen übrig. Nachmittags erreichen wir Lampang. Unsere Thai-Bungalows liegen richtig hübsch am Wang River etwas außerhalb der Stadt.“

 

Nach dem (aus bekannten Gründen) dürftigen Frühstück am Vortag nehme ich mir heute etwas mehr Zeit. Zum ersten Mal wage ich mich an ein typisch thailändisches Frühstück, und auch wenn es gut schmeckt, so halte ich es dennoch für reichlich pervers, den Tag bereits früh morgens mit gebratenem Reis und diversen Gemüsen oder thailändischem Curry zu beginnen. Insgeheim verabschiede ich mich von dem Plan, meinen prä-olympischen Astralkörper bis Ko Chang noch zur Strandreife zu formen.

 

Um 8.30h machen wir uns auf den Weg. Uns steht ein ganzer Tag im Bus bevor, denn unser Ziel ist das 500 Kilometer entfernte Lampang.

 

Auf der Tour machen wir den angekündigten Zwischenstop in Sukhothai. Diese Stadt, ebenfalls UNESCO-Welterbe, war die erste Hauptstadt Siams (1238-1438).

Die meisten interessanten Ruinen befinden sich im Historischen Park. Da dieser sehr weitläufig ist, leihen wir uns Fahrräder aus und erkunden das Gelände per velo.

Die meisten Tempel ähneln denen von Ayutthaya bis ins kleinste Detail, denn sie wurden genauso gründlich zerstört.

Neben Wat Chetuphon, einem Tempel, der vier riesige Buddhastatuen (einen liegenden, einen stehenden, einen sitzenden und einen – eher selten dargestellten – schreitenden Buddha) beinhaltet, ist mein persönliches Highlight der Wat Si Chum. Dieser 15m hohe Tempel beherbergt eine 11m hohe, den Raum komplett ausfüllende, Buddhastatue in sitzender Haltung. Laut einer Legende wurde dieser Raum inklusive Statue bei der Zerstörung durch die Burmesen verschont, da Buddha zu den Angreifern gesprochen haben soll, weshalb diese Statue auch den Beinamen „Sprechender Buddha“ hat. Die abgeklärtere Version der Legende geht davon aus, dass ein Bewohner aus Sukhothai sich aus Angst in einem Spalt zwischen den beiden Außenwänden des Tempels versteckt hat und von dort aus gerufen hat. Die Angreifer glaubten den Buddha sprechen zu hören und flohen.

 

Wir beenden unsere Radtour ohne größere Zwischenfälle; bei einem Fahrrad springt die Kette ab, allerdings fließt im Gegensatz zur Radtour durch Bangkok kein Blut.

 

Irgendwann am Abend, es ist bereits dunkel, erreichen wir das Lampang River Resort. Es ist eine weitläufige Anlage mit kleinen Bungalows, jeder Bungalow hat drei oder vier Zimmer. Das Bad könnte auch einer deutschen Jugendherberge nachempfunden sein, es passt definitiv nicht in das Gesamtbild des Bungalows. Nachdem ich im Hotel von Ayutthaya mein Einzelzimmer mit Fred, einer Kakerlake, geteilt habe, begrüßt mich in diesem Raum eine Termite, der ich den Namen Horst gebe. Wir einigen uns darauf, die Zimmeraufteilung so zu lassen: Horst bekommt das Bad, ich den Rest.

Das Zimmer einen luxuriösen Eindruck: Der Boden ist mit massiven dunklen Holzbohlen ausgelegt, jedes Zimmer verfügt über einen kleinen Balkon. Als ich diesen betrete, begehe ich einen kapitalen Fehler: Aus Angst davor, dass die Moskitos mein Zimmer stürmen um einen Revierkampf mit Horst zu beginnen, schließe ich die Balkontür. Als es dann bereits zu spät ist, stelle ich fest, dass die Tür von außen keinen Griff hat; ich bin auf dem Balkon gefangen. Todesmutig klettere ich über die Holzbohle die meinen Balkon von dem meines Nachbarn trennt, denn ich höre bereits, dass der Page an meine Türe klopft und mir mein Gepäck bringen will. Ich nehme ihn kurzerhand unter den Arm und schleife ihn durch das Zimmer meines Nachbarn, über seinen Balkon auf meinen Balkon und setze ihn mit Händen und Füßen über mein Problem in Kenntnis. Dass er offensichtlich den VHS-Kurs „Einbrechen leicht gemacht“ besucht hat, merke ich, als er einen schmalen Gegenstand aus der Tasche zieht und damit die Türe aufhebelt. Sein Trinkgeld hat er sich somit heldenhaft verdient.

Zum Frischmachen reicht nun die Zeit nicht mehr, also mache ich mich direkt auf in Richtung Restaurant, wo wir unser Abendessen einnehmen. Der obligatorische Mai Tai beendet den Abend, auf dem Weg in meinen Bungalow versuche ich noch ein paar Fotos von der schön beleuchteten Anlage zu machen, was daran scheitert, dass meine kleine Diva namens Fotokamera aufgrund von Lichtmangel den Dienst versagt. Ich verschiebe das Projekt Foto daher auf den kommenden Tag.

Es ist jetzt kurz nach Mitternacht, also ungewöhnlich früh, und auch wenn es in Deutschland erst 19.00h ist, bleibt mir nur zu sagen: Gute Nacht Deutschland!

7. Tag, Mittwoch, 21.10.2009

LAMPANG FREIZEITODER DSCHUNGELABENTEUER

„Einige von uns mieten sich in der Lodge ein Fahrrad für einen Trip in die Umgebung, die anderen entspannen am Pool. Alternativ können wir Marut zu einer Elefantenaufzuchtstation begleiten. Die noch „halbstarken“ Dickhäuter werden hier auf ihren Einsatz in den Wäldern vorbereitet. Highlight des exklusiven Ganztagesprogramms: Im Mahout-Anzug reiten wir auf den Elefanten durch den Dschungel.“

 

Bereits im Vorfeld der Reise habe ich mich für die Elefantenaufzuchtstation entschieden, vor allem, da laut Marco Polo dieser Ausflug bis maximal fünf Wochen vor Reisebeginn buchbar sei. Okay, das stellte sich als Trugschluss heraus, denn der Ausflug konnte auch noch vor Ort gebucht werden.

Gleich zu Beginn bekommen wir im Thai Mahout College unseren Mahout-Anzug ausgehändigt. Dabei handelt es sich um eine blaue Stoffhose, bei der für mich auch eine Hälfte gereicht hätte, so muss ich die Hose halt zweimal um die Taille wickelt und verknoten. Passend zur Hose gibt es noch eine weit geschnittene Jacke. In unserer Arbeitskluft treten wir also die Ausbildung zum Mahout (einem Elefantenführer) an. Zunächst füllen wir die Application Form aus und bekommen eine theoretische Einweisung in die Befehle, mit denen wir uns mit den Elefanten verständigen können, denn die Elefanten verstehen nur Thai. Dann geht es auch schon los, jeder bekommt ein Tier zugewiesen.

Mein Elefant heißt „See Dor Yai“, was wohl so viel bedeutet wie „Big“ im Englischen. Er ist jugendliche 52 Jahre alt, die man ihm aber nicht ansieht, und sein Kampfname ist „Eating Machine“. Als ich ihn sehe, weiß ich auch warum: „Big“ ist hier im Sinne von „fett“ zu verstehen.

Wir üben zunächst gemeinsam die unterschiedlichen Möglichkeiten auf einen Elefanten aufzusteigen. Die Tiere verhalten sich äußerst kooperativ und helfen uns dabei. Nach eingehender Übung aller Möglichkeiten entscheide ich mich schließlich dafür den Elefanten höflich zu bitten, sein Haupt für mich zu senken. Mit einem souveränen Bocksprung gelange ich auf seinen Rücken. Nach einem laut gerufenen „Bai!“ setzt sich der Elefant in Bewegung und wir laufen Slalom zwischen den Bäumen, um später in Richtung Elefanten-Kindergarten aufzubrechen.

Es geht über Stock und Stein, durch Flusstäler, an Flüssen entlang, durch Flüsse hindurch, über Autostraßen. Als wir die Aufzuchtstation erreichen bin ich froh, denn mir tut alles weh.

Drei Jungtiere gibt es in der Station: ein elf Tage altes, ein vier Monate altes und ein zweieinhalb Jahre altes Elefantenkalb. Das vier Monate alte Tier ist sehr zutraulich, es greift mit seinem Rüssel alles, was irgendwie in Rechweite kommt – einer Japanerin klaut es beinahe die Handtasche. Ich trete ein Stück näher, das Tier zerrt an meinem

Grundaggressivität ist definitiv vorhanden, aber das ist wichtig, denn sie sichert das Überleben. Ich hege Rachegedanken und würde gerne den Elefanten vermöbeln, so dass er auf die Krankenstation eingeliefert werden muss, die wir noch kurz besuchen.

Später schauen wir uns eine Elefantenshow an, bei der die Mahouts alle möglichen Dinge vorführen, die wir zuvor ebenfalls erlernt haben. Zum Abschluss malen drei Elefanten je ein Bild, begleitet von einem weiteren Elefanten am Xylophon.

Ich finde es deprimierend, dass die Elefanten besser malen können als ich. Zur Aufheiterung meiner Person geht es wieder auf den Elefanten zu einem See, in dem wir mit den Elefanten schwimmen gehen.

Mir tut immer noch alles weh und den anderen aus der Gruppe geht es offensichtlich ähnlich. Auch wenn der Tag sehr viel Spaß gemacht hat, bin ich froh, dass es zurück zum College geht und wir unsere „Elefanten-Führerscheine“ ausgehändigt bekommen.

Auf dem Rückweg fahren wir einen Markt an, der alles mögliche verkauft: Von Gewürzen bis hin zu lebenden Tieren. Ein paar von uns decken sich mit Mehlwürmern, Maden und Heuschrecken ein, die wir als kleinen Snack zwischendurch verspeisen.

Um 18:30h sind wir wieder im Hotel und ich falle erst einmal in mein Bett.

Jetzt ist es 23:17h; nachdem wir im Restaurant noch zu Abend gegessen und ein wenig zusammengesessen haben, liege ich nach einem anstrengenden und aufregenden Tag im Bett. Erst jetzt, im Zustand der absoluten Entspannung, wird mir bewusst, dass eigentlich jeder Muskel meines Körpers laut Protest schreit ob der Strapazen des heutigen Tages. Auch wenn der morgige Tag aufgrund einer vor uns liegenden langen Busfahrt zunächst einmal entspannt sein dürfte, so hoffe ich dennoch, dass bis dahin der Schmerz nachlässt.

Gute Nacht Deutschland!