4. Tag, Sonntag, 18.10.2009

BANGKOK Freizeit oder Bike-Trip

„Einige von uns nutzen den Tag für Sightseeing auf eigene Faust. Die meisten jedoch wollen es abenteuerlich, fahren vier Stunden lang auf dem Bike durch Bangkok. Fast schon durch die Wohnzimmer mancher Viertel, in Tempel am Wegesrand – zwischendurch Erfrischungspausen und zur Halbzeit eine Portion Thai-Nudeln von Muttern. Am Abend sichern wir uns ein luftiges Plätzchen an der Sky Bar @ Sirocco auf dem State Tower – open air in der 64. Etage. Wahrscheinlich die coolste Location der ganzen Stadt, die uns Marut empfohlen hat.“

 

Nach einer kurzen Nacht treffen wir uns um 8.00h vor dem Hotel. Um 9.00h müssen wir bei André sein. André ist Holländer, lebt seit 13 Jahren in Bangkok und vermietet die Fahrräder. In zwei Gruppen à 8 Personen machen wir uns auf den Weg. Der Anfang der Tour ist bereits holprig. Zwar wissen wir, dass man in Thailand links fahren muss, doch sobald wir selbst auf dem Fahrrad sitzen, haben wir dieses unwichtige Detail schon wieder vergessen. Also ab auf das Fahrrad, kurz nach links geschaut, losgefahren, den ersten Unfall gebaut (wegen Linksverkehr), neuen Anlauf gewagt, diesmal rechts geschaut, läuft. Von da an geht es fast von allein.

Die Tour führt uns durch die Slums von Bangkok. Der Weg ist oftmals so eng, dass wir auf Teufel komm raus im Sattel bleiben müssen, denn zum Schieben fehlt der Platz. Teilweise führen die befestigten Wege direkt durch die Wellblechhütten, wir fahren also durch die Wohnzimmer der Menschen. Doch diese scheint das wenig zu stören, die lächeln uns entgegen, winken, Kinder laufen ein Stück mit uns mit, lassen uns abklatschen – die Lebensfreude der Thai ist in jeder Ecke spürbar.

Wir verlassen die Slums und setzen mit einem Boot auf die andere Seite des Flusses über: Ein Boot transportiert uns, ein anderes unsere Fahrräder. Jenseits des Flusses bietet sich uns ein ganz anderes Bild, denn plötzlich befinden wir uns mitten im Dschungel. Wir passieren einen Tempel, aus dem Musik dringt, welche uns noch eine Weile durch den Dschungel begleitet. Wir fahren auf asphaltierten Wegen ca. 1m über dem Boden. Geländer oder sonstige Sicherungen gibt es nicht, einmal nicht aufgepasst und schon liegt man mitsamt Fahrrad im tiefen Morast des Sumpfgebietes.

Wir sind erst seit 15 Minuten aus Bangkok heraus und doch hören wir kein Geräusch.

Nachdem wir mehrere einzelne Häuser und einige Dörfer durchquert haben, erreichen wir einen Park mit einem großen See. Hier füttern wir die Fische. Nach buddhistischem Glauben soll das wohl Glück bringen, das einzig Greifbare, zu dem das führt, ist eine tiefgrüne Brühe, denn der See ist randvoll mit Algen.

In einem Restaurant direkt am Ufer des großen Flusses essen wir zu Mittag, danach begeben wir uns auf den Rückweg nach Bangkok.

Um 14.00 Uhr ist die Radtour beendet. Einige nutzen die freie Zeit und fahren auf einen Markt in Bangkok, ich steige aus, denn ich möchte fit sein für den Abend und fahre daher ins Hotel…

 

Der „Abend“ beginnt bereits um 17.00h, denn wir wollen auf den State Tower. Dort liegt im 64. Stockwerk die Sirocco Bar, eine recht noble Cocktailbar mit einer Freiterrasse, von der man einen guten Blick über die Stadt hat. „Recht nobel“ bedeutet zunächst, dass dort ein Dresscode herrscht, der Abendkleidung vorschreibt. „Recht nobel“ bedeutet aber auch, dass die Getränke dort derart teuer sind, dass sich der „normale“ Thai einen Besuch dieser Lokalität nicht leisten kann. Mein Mai Tai kostet unverschämte 540 Baht (normaler Preis 80-160 Baht in anderen Bars), schmeckt dafür aber gut und irgendjemand aus der Gruppe meinte sogar ein wenig Alkohol herausgeschmeckt zu haben.

540 Baht entsprechen in etwa 11 Euro, was selbst für deutsche Verhältnisse ein strammer Kurs für einen Cocktail ist. In Thailand liegt der durchschnittliche Monatslohn jedoch bei 15000 Baht (300 Euro) brutto…

Während ich noch überlege, ob ich mir einen weiteren Drink genehmigen soll, bekomme ich einen Tropfen ab. Ich schaue Daniel an – wir wissen, was das bedeutet. Wir haben gerade noch Zeit, die anderen vorzuwarnen, als es auch schon wie aus Eimern kübelt. Der geplante Besuch eines Nachtmarktes fällt also sprichwörtlich ins Wasser.

Wir nehmen uns zu viert ein Taxi und fahren ins Siam Center, ein großes Einkaufszentrum der gehobenen Preisklasse. Dort trennen sich unsere Wege: Zwei von uns steigen aus, Daniel und ich fahren ins Hotel zum Umziehen, denn bei dem Wetter wäre mein Anzug schnell hinüber gewesen. Zwei Stunden später treffen wir uns wieder an besagtem Center, erwerben im HardRock Café das obligatorische T-Shirt und fahren dann mit dem Tuk-Tuk in die Khaosan Road, eine Erlebnismeile voller Bars und Straßenhändler.

Die Fahrt ist besser als jede bisher erlebte Achterbahnfahrt: Wer meint, ich würde fahren wie Sau, der hätte das mal miterleben müssen: Wenn beide Fahrspuren verstopft sind, was ist die logische Schlussfolgerung? Richtig: Die Gegenspuren sind noch frei, also benutzen wir doch diese. Wenn Gegenverkehr kommt, können wir immer noch schauen, wer der Stärkere ist (da wir in einem Tuk-Tuk saßen, wäre das im Zweifelsfall sowieso der Gegner gewesen).

Unseren persönlichen Triumph, diese Fahrt überlebt zu haben, feiern wir ausgiebig mit einem Essen in einem Restaurant. Das Prinzip beim Essen ist übrigens recht simpel: Da in der Karte alles gut aussieht und man sich selten entscheiden kann, empfiehlt es sich, im Zweifelsfall einfach alles zu bestellen, denn ob man nachher als Gesamtpreis 2,50€ oder 3,20€ für das Essen auf der Rechnung stehen hat, ist relativ egal. Die Getränkegrößen sind in Thailand übrigens recht übersichtlich, denn aus Hygienegründen gibt es Getränke oftmals nur in Dosen à 0,33 Liter. Unser Blick fällt auf den Nachbartisch, denn dort stehen kleine Eimerchen mit Strohhalmen. Wir schauen uns an, Michaels Hand schnellt nach oben, die Bedienung kommt an den Tisch, Michael bestellt auch solch einen Eimer. Gelächter gibt es als ich sage, dass ich das Gleiche nehme. Im Endeffekt stehen für vier Personen drei Eimer Wodka-RedBull auf dem Tisch. Zur Mischung muss man nicht viel sagen, außer vielleicht, dass RedBull wohl ein kostbares und teures Gut ist, das man in Getränken sparsam einsetzt. Dafür gibt es halt mehr Wodka…

 

Um Mitternacht kommt uns eine geniale Idee: Noch immer begeistert von der Thai-Massage, die wir vor zwei Tagen genossen haben, beschließen wir jetzt auch einmal eine Öl-Massage auszuprobieren. Also ab in den Massage-Salon, eine 60-minütige Öl-Massage gebucht, mit einem Anflug von Dekadenz die 180 Baht (=3,95€) auf den Tresen gelegt (wie weit käme man eigentlich in einem deutschen Massagesalon mit 3,95€???), Schuhe ausgezogen, hingelegt und eine Stunde entspannt. Um ein Uhr morgens sind wir fertig, die Angestellten wollen anscheinend ebenfalls schnell nach Hause. Jedenfalls warten diese bereits vor der Tür, während wir noch drinnen unsere Schuhe anziehen. Als wir zwei Minuten später mitten im Gewühl der Khaosan Road stehen, wird mir eines bewusst: Bevor ich in den Massage-Salon gegangen bin, hatte ich einen Rucksack dabei. Mit einem kurzen Blick auf meinen Rücken wird mir eines klar: Jetzt habe ich keinen Rucksack mehr. Daniel geht es genauso. Wir wissen auch, wo unsere Rücksäcke sind, nämlich im Massage-Salon, der aber schon geschlossen ist. Um uns nicht unnötig aufzuregen, machen wir uns zu viert auf in die Cocktail-Bar auf der anderen Straßenseite, denn dort ist praktischerweise von 1:00h bis 3:00h Happy Hour (Buy One Get One Free). Der Abend ist gerettet, wir sitzen noch einige Zeit vor der Bar an einem Tisch, schlürfen unseren MaiTai und beobachten das Treiben auf der Straße.

Dann machen wir uns mit dem Taxi auf zum Hotel, denn es liegt eine kurze Nacht vor Daniel und mir: Um 8.30h ist Abfahrt Richtung Ayutthaya, um 8.00h macht der Massagesalon auf (wir wollen ja schließlich unsere Rucksäcke wiederhaben, man braucht nach Aussage des Concierge etwa eine Stunde um mit dem Auto dorthin zu gelangen. Damit haben wir uns spontan für die Variante „Aufstehen um 6.00h“ entschieden, was ich bereits bereue, als ich um 3.30h total zerstört ins Bett falle.

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