Kategorie: Big Apple

16.02.2008

I want to be a part of it, New York, New York

Um sechs Uhr, also nach realen zwei Stunden, aber gefühlten fünf Minuten Schlaf „klingelte mein Wecker“. Katharina hatte mir versprochen, mich zu wecken, und stand daher vor meiner Tür und klopfte mit einer Hartnäckigkeit, für die ich ihr echt dankbar bin. All meine Versuche, das Klopfen zu ignorieren (Katharina, bitte nicht persönlich nehmen 😉 ) halfen nichts, immerhin war für 6.45h das Taxi bestellt.

Ab dem Zeitpunkt hat der gesamte Zeitrahmen hervorragend funktioniert. Wir waren zwei Stunden vor Abflug am Flughafen, der Check-In verlief für amerikanische Verhältnisse einwandfrei: Immigration Officer Nr. 1 drückte mir eine Customs Declaration und einen Visumsantrag zum Ausfüllen in die Hand, schickte mich 20 Meter weiter den Gang runter, wo ein Tisch stand, an dem ich die Formulare in Ruhe ausfüllen konnte. Als ich das erledigt hatte (immerhin in einer rekordverdächtigen Zeit von 10 Minuten), durfte ich 20 Meter weiter den Gang runter gehen zum Immigration Officer Nr. 2, der sich die Formulare anschaute, mich anschaute, die Formulare anschaute, mich anschaute (und so weiter), dann kommentarlos die Formulare zerriss (dabei war ich so stolz, dass ich die richtig ausgefüllt hatte), nur um mir direkt im Anschluss zwei neue Formulare zu geben, mit dem Kommentar, der Immigration Officer Nr. 1 hätte mich wohl die falschen Formulare gegeben.

Merke: Formblatt 25f ist Voraussetzung für die Erlangung des grünen Passierscheins 38a. Erhalten Sie jedoch einen weißen Passierschein 17c, gehen Sie sofort ins Gefängnis. Gehen Sie dabei nicht über „Los“ und ziehen Sie keine 2000$ ein.

Für den Bruchteil einer Sekunde habe ich ja überlegt, einen blöden Spruch darüber zu bringen, die Grenzer mit Maschinengewehr haben mich dann jedoch non-verbal davon überzeugt, dem Grundsatz Dieter Nuhrs zu folgen: „Wenn man nichts zu sagen hat, einfach mal…“
Daher habe ich brav die Formulare neu ausgefüllt, meine Fingerabdrücke und ein Webcambild (minderer Qualität) abgeliefert (die Urinprobe durfte ich behalten), und das war es dann auch schon.

Nach der ersten Etappe (Halifax-Washington) war ich doch einigermaßen überrascht, dass ich mich nicht mehr um mein Gepäck kümmern musste, das haben die immerhin durchgecheckt bis nach New York. Dafür bekommt United Airlines von mir ein fettes „Respekt!“, jawohl. Die zweite Etappe (Washington-New York City) haben wir dann in dem wahrscheinlich schnuckeligsten Flieger aller Zeiten (quasi dem Smart unter den Flugzeugen) verlebt.
Wer mit dem Flieger an einem Flughafen (in unserem Fall Newark) ankommt, muss natürlich in irgendeiner Weise (Taxi, Bus, Bahn etc) vom Flughafen weg kommen.
An dieser Stelle betritt Schock Nr. 1 die Bühne: Vom Flughafen zu meiner Residenz in West End Manhattan hätte das Taxi $60 gekostet. Für Katharina wäre es wahrscheinlich doppelt so teuer geworden, da sie auf der anderen Seite von Manhattan (genauer gesagt: in Astoria) wohnt. Ach ja: Wir hätten uns übrigens kein Taxi teilen können/dürfen, weil die Taxen bei Bedarf zwar zwei Stopps in Manhattan machen, nicht jedoch einen Stopp in Manhattan und einen in Astoria.
Anstelle diese $60 den Taxifahrern in den Rachen zu werfen, habe ich dann beschlossen, mit Bus und Bahn nach Manhattan zu fahren. Und jetzt kommt’s: Für den Bus habe ich $25 bezahlt, da ist allerdings der Rückweg am Abreisetag schon inklusive. Der Bus hat mich bis zum Times Square gebracht, von wo ich mit der MTA (U-Bahn in New York) weitergefahren bin. Kostenpunkt: $24, allerdings für eine ganze Woche „Flatratefahren“. Rechnet man das zusammen, kommt auf: $25 (Bus) + $24 (MTA) = $49, also elf Dollar weniger als die Taxifahrt (nur Hinweg) gekostet hätte. Dafür haben wir nun zusätzlich die Rückfahrt schon bezahlt und das Wochenticket für die MTA. Mann, bin ich ein Fuchs, Respekt!!! 😉

Beflügelt von diesem Erfolg habe ich mich an die nächsten Projekte begeben:
(1) Einchecken im Hotel und
(2) anschließendes Erkunden der Stadt.

 

imperial_court_hotel_manhattan_new_york-mainZu (1): Das Zimmer habe ich (wie immer) last-minute (sprich gestern) gebucht, da ich bereits öfters die Erfahrung gemacht habe, dass man dann die besten Angebote bekommt (wegen stornierten Zimmern, die neu belegt werden müssen etc.). Der Buchung ging umfangreiche Internetrecherche voraus, da ich ja auch nicht das erstbeste Zimmer buchen wollte. Ich weiß nicht mehr genau warum, aber irgendwie haben mich die Bilder auf der Internetseite des  beeindruckt, zumal die Lobby so gar nicht aussieht wie die eines 2*-Hotels.

IMGA0223Erste Erkenntnis bei meinem Eintreffen: Das Foto ist nicht aus diesem Hotel. Ich meine, ich war schon im richtigen Hotel, nur die Lobby von dem Foto im Internet ist halt woanders.
Zweite Erkenntnis bei meinem Eintreffen: Als ich einchecken wollte, stand grade eine Familie an der Rezeption, die richtig (und ich meine WIRKLICH RICHTIG) wütend war und wild gestikulierend auf die Person hinter dem Tresen einredete. Dieser war das Ganze wohl ziemlich peinlich, und als dann auch noch laut vernehmbar etwas von „official complaint form“ gesagt wurde, war ihr wohl daran gelegen, sich aus der Affäre zu ziehen, indem sie mich zuerst einchecken ließ. Ich habe dann einfach mal gesagt, dass ich sehr viel Zeit hätte und das Schauspiel gerne länger genießen wolle. Gesagt, getan! Nach weiteren 15 Minuten hitziger Diskussion ist die Familie dann wutentbrannt abgezogen. Ich habe aber noch schnell nachgefragt, was denn das Problem gewesen sei. Die Antwort war: „There were no blankets available, and the heat did not work“. Ah ja, habe ich mir im Geiste notiert und mir vorgenommen, das gleich mal als Erstes zu checken.

IMGA0244Folgendes war passiert: Die Familie war aus Südeuropa (schätzungsweise Spanien), und Europäer erwarten wohl (aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen) Federbetten in Hotels. Selbst schuld, die gibt es nämlich an der Ostküste nicht. Somit hatte sich das Problem schon mal erledigt. Problem zwei, die nicht funktionierende Heizung, war durchaus berechtigt, denn meine funktionierte auch nicht, dafür aber die Klimaanlage. Das war toll, denn dadurch herrschte in meinem Zimmer eine Raumtemperatur von angenehmen 7°C. Traumhaft! Ich habe dann die junge Dame an der Rezeption darauf angesprochen und ihr gesagt, dass ich es begrüßen würde, wenn meine Heizung nach meiner Rückkehr aus der Stadt funktionieren würde. Schön blöd, dass ich das so gesagt habe, denn sie war da wohl ein wenig übermotiviert: Als ich eben wiederkam, lief die Heizung auf vollen Touren und ich habe nun angenehme 52°C.

IMGA0255Natürlich bin ich sofort zur Rezeption gelaufen und habe den Mann hinter dem Tresen darauf angesprochen und ihn gebeten, sich darum zu kümmern. Da sagt der doch allen Ernstes folgendes zu mir: „Wissen Sie, an der Heizung befindet sich so ein rundes Rädchen. Wenn Sie daran drehen, können Sie die Temperatur Ihren Wünschen anpassen.“ Alter Schwede, ich war kurz davor, an seinem Hals zu drehen, um die Temperatur seines Kopfes meinen Wünschen anzupassen! Natürlich weiß ich, wie man mittels eines Rädchens die Temperatur einer Heizung regelt. Allerdings hat irgendein Idiot vor schätzungsweise 15 Jahren (also kurz nachdem die Farbe der Heizung angefangen hat abzubröckeln), das Rädchen abgebrochen. Der Mann meinte darauf, er könne mir im Moment leider nicht helfen, da müsste ich auf den Techniker warten. Bis dahin solle ich doch die Klimaanlage auf Höchststufe laufen lassen und das Fenster aufmachen. Ah ja!
Kleiner Schritt zurück: Beim Einchecken hat mir die junge Dame eine Zimmerkarte gegeben. Die hat (natürlich auch) nicht funktionert; welch eine Überraschung! Als ich das reklamiert habe, hat sie mir als Entschädigung zwei (!!!) neue Zimmerkarten gegeben. „Was soll ich bitte mit ZWEI Zimmerkarten?“, habe ich sie gefragt. Sie guckt mich treudoof an, zuckt mit den Schultern und sagt, „weiß ich auch nicht“.
Fazit: das Personal ist absolut inkompetent, aber immerhin (bisher) sehr bemüht. Zur Feier des Tages habe ich mir vorgenommen, morgen eine der beiden Zimmerkarten zufällig im Central Park zu verlieren. Und wenn das nicht klappt, dann kann ich sie ja immer noch feierlich dort im See versenken; mir fällt da bestimmt etwas ein!

18.02.2008

Den überwiegenden Teil des Tages habe ich im American Museum of Natural History verbracht.

Guten Gewissens empfehlen kann ich das Museum nur, wenn (1) es regnet, (2) man sehr viel Zeit in New York verbringt, (3) man bereits alles (und ich meine wirklich: alles) Andere gesehen hat, und (4) man nichts Besseres zu tun hat.
Das Museum ist so voll, dass man quasi durch die Räume geschleust wird, und man hat daher leider oftmals keine Zeit, sich die Exponate genauer anzuschauen.

AMNH Abschließendes Urteil: Kann man gesehen haben, muss man aber nicht. Wenn man hingeht, dann idealerweise sehr früh am Morgen (unmittelbar nach Öffnung).
Unter den gegebenen Umständen ist das Museum aber den Eintrittspreis von $18 (exklusive Sonderveranstaltungen bzw. -ausstellungen) nicht wirklich wert.

19.02.2008

IMGA0390Heute um 10.00h war ich mit Katharina und Emilie am Union Square verabredet, der mit der MTA ca. 20 Minuten von meinem Anwesen entfernt ist. Da ich für meine Pünktlichkeit bekannt bin, und dieses Mal sicher gehen wollte, bin ich um 9.20h aufgebrochen. Hat auch alles gut geklappt, sogar das Umsteigen am Times Square verlief optimal: raus aus dem Zug, auf das nächste Bahnsteig, wo der Anschlusszug bereits einfuhr, rein in den Zug und entspannen. Fünf Stationen später habe ich gemerkt, dass ich zwar die richtige Linie erwischt hatte, aber leider in die falsche Richtung. Also hieß es an der nächsten Station aussteigen, den Zug in die Gegenrichtung nehmen und zum Union Square fahren. Dort angekommen bin ich dann mit 15 Minuten Verspätung (also noch voll in der Zeit *g*).

 

IMGA0361Erstes Ziel des heutigen Tages war das Empire State Building. Dort war es so voll, dass man glatt meinen könnte, dieses Gebäude sei ein touristischer Hotspot…
Folglich mussten wir erst einmal ungefähr eine ganze Stunde warten, bis wir unsere Tickets gekauft hatten und endlich oben auf der Aussichtsplattform standen.
Rückblickend kann ich sagen, obwohl ich vor einigen Jahren schon einmal dort war, lohnt es sich auf jeden Fall immer wieder, die $19 in das Ticket zu invest ieren. Der Ausblick ist einmalig, gerade bei so idealen Wetterbedingungen wie heute (Die Sicht betrug – angeblich – 25 Meilen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nur 23,5 Meilen weit schauen konnte, aber da will ich mal ein Auge zudrücken).

Übrigens: Wer sowieso gerade dort in der Nähe ist und etwas essen möchte, dem empfehle ich das Caprese auf der 5th Avenue: Die Gerichte, hauptsächlich Nudelgerichte, sind (wie in einer typischen Uni-Mensa) fertig angerichtet auf einem Display zur Ansicht ausgestellt, werden dann aber auf Bestellung frisch zubereitet. Sehr lecker und gerade für New Yorker Verhältnisse zu einem einmaligen Preis-Leistungs-Verhältnis.

IMGA0395Im Anschluss habe ich mich in Richtung Norden aufgemacht, genauer gesagt in die Morningside Heights, da dort auf der Amsterdam Avenue in Höhe der 112th Street das Zentrum der Erzdiözese New York zu finden ist: Die Cathedral Church of Saint John the Divine, welche übrigens die größte Kathedrale der Welt ist.

Für mich ist es schwierig, diesen Besuch in Worte zu fassen, dennoch möchte ich es versuchen:
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass die Kathedrale vor vielen Jahren sehr schön und beeindruckend gewesen sein muss. Leider ist dies mittlerweile nur noch äußerlich der Fall. Als ob das Jahr 2001 nicht schon aufgrund eines bestimmten Ereignisses eines der traurigsten Kapitel der amerikanischen Geschichte gewesen wäre…
IMGA0431Am 18. Dezember 2001 ist der gesamte nördliche Teil der Kirche bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Dies wäre an sich noch zu verkraften gewesen, da sich dieser Teil gerade erst im Bau befand. Dazu muss man wissen, dass im Jahre 1892 mit dem Bau der Kathedrale begonnen wurde und diese bis heute nicht fertiggestellt ist. Leider hat der Rauch jedoch derart verheerende Schäden im Inneren der Kirche angerichtet, dass die Reinigungsarbeiten bis heute andauern. Das rechte Foto zeigt die verbliebenen Grundmauern des Nordschiffes. Die Mauer wurde nach dem Brand errichtet.
Betritt man heute die Kirche, führt der Weg zunächst durch einen einige hundert Meter langen Korridor, der kurz vor dem Chorgestühl endet. Das gesamte Hauptschiff ist wegen der Reinigungsarbeiten gesperrt.

Die Kathedrale ist von innen sehr dunkel, was eine gespenstische Atmosphäre erzeugt. Ich habe leider auch nicht herausfinden können, ob es an der starken Verrußung oder an der immensen Höhe der Kirche liegt, aber wenn man nach oben schaut, kann man die Decke nicht sehen.

Im Rahmen der umfangreichen Reinigungsarbeiten wurde leider auch die beeindruckende Orgel zu Reinigungszwecken abgebaut. Orgel-Interessierten sei an dieser Stelle dieses Video ans Herz gelegt.

Ein interessantes Detail für die Kunstexperten:
IMGA0600In einer Seitenkapelle der Kathedrale steht ein Altar, der im Jahre 1990 von Keith Haring gestaltet und hergestellt wurde. Dieser Altar gilt als das letzte Kunstwerk, das er vor seinem Tod vollendet hat.

20.02.2008

IMGA0434Mitten im New Yorker District Bronx liegt der Bronx Zoo, der vor allem dadurch berühmt ist, dass er der größte „metropolitan zoo“ der Vereinigten Staaten ist.

Auf einer Fläche von 107 Hektar versammeln sich über 4,000 Tiere: von der Ameise bis zur Giraffe ist alles dabei. Eines davon hat den Zoo erst kürzlich weltweit in die Zeitungen gebracht: Leo, der Schneeleopard. Im zarten Alter von 13 Monaten hat der kleine Pakistani seine Mutter in einer Schlammlawine verloren. Gefunden wurde er von einem Schafhirten, der Leo an die Behörden übergab. Da es in Pakistan kein Aufzuchtprogramm für Schneeleoparden gibt, haben die Behörden Leo an den Bronx Zoo übergeben, in dem er jetzt seine Kindheit verbringen darf.

IMGA0444Der Zoo ist so konzipiert, dass es unüberschaubar große Freigehege für die pflegeleichten Tiere gibt. Für spezielle Artgenossen wurden riesige Hallen gebaut, in denen sich die Tiere unter natürlichen Bedingungen (relativ) frei bewegen können.
(Für die Rheinländer: Ein ähnlicher Zoo ist der Burger’s Zoo in Arnhem. Wer noch nicht dort war: Hinfahren, es lohnt sich!)

IMGA0574Besondere Attraktionen des Zoos sind: Ein „Mouse House“, ein Affenhaus, ein riesiger Darkroom (hier werden nachtaktive Tiere gezeigt) und ein Urwaldhaus.

Fazit: Der Bronx Zoo ist defintiv einen Besuch wert, für den man aber mindestens einen ganzen Tag einplanen sollte. $14 Eintritt ist eine stolze Summe (aber das ist es definitiv wert), wer aber wie ich an einem Mittwoch hingeht, kann dies umgehen: Mittwochs ist „Entry by donation“, das heißt, man bezahlt was man will.
In dieser Hinsicht sind die Amis ja irgendwie süß: Sie sagen, dass man keinen Eintritt zahlen muss, bitten aber um eine Spende, deren Höhe frei wählbar ist. Im gleichen Satz sagen sie dann, dass ein bestimmter Betrag „recommended“, also „vorgeschlagen“ wird.
IMGA0505Ich habe mich dann einfach mal an diesem „Vorschlag“ orientiert und muss sagen, dass $5 ein absolutes Schnäppchen für diesen Zoo ist.

Schade ist allerdings, dass dieser Zoo nur sehr wenig Beachtung zu finden scheint: Im Official Visitor Guide, der von der Stadt herausgegeben wird, ist dieser Ort nur am Rande in Form eines 4-Zeilers erwähnt. Das hat er eigentlich nicht verdient…

21.02.2008

IMGA0597Gestern haben wir hier einen Kälteeinbruch erlebt, der sich besonders dadurch äußert, dass morgens früh das Abwasser im Rinnstein gefroren ist.

Eigentlich ist das nichts besonderes, schließlich lebe ich in Halifax unter extremeren Temperaturen. Jedoch habe ich den Eindruck, dass die Kälte dort besser zu ertragen ist (könnte vielleicht an der Luftfeuchtigkeit liegen?). Aufgrund dessen habe ich mich auf den Weg gemacht, mir ein paar ordentliche Handschuhe zu kaufen. Zwar habe ich meine kampferprobten Skihandschuhe dabei, diese sind aber nicht wirklich effektiv.

Wer schon einmal in New York war, der weiß, dass sich vor allem an den Touristen-Hotspots wie dem Times Square die Souvenirläden aneinanderreihen. Dort gibt es alles Erdenkliche zu kaufen, von häßlichen „I love NY“ Aufklebern über WTC-Statuen bis hin zu Digitalkameras und Zubehör. Und eben auch Handschuhe.

An einem normalen Paar Thinsulate Fleece-Handschuhe, in einem deutschen Onlineshop für €9,99 zu haben, lassen sich hier enorme Preisunterschiede beobachten:
deutscher Onlineshop: €9,99
Souvenirgeschäft am Times Square (chinesischer Besitzer): $7,99
Souvenirgeschäft am Times Square (amerikanischer Besitzer): $9,99
Macy’s (prestigeträchtigstes Kaufhaus in ganz New York): $34,99 (!!!)
Ich habe mich dann spontan für das Souvenirgeschäft am Times Square (chinesischer Besitzer) entschieden.

Ganz großes Kino war im Rahmen dieser Aktion der Besuch des Souvenirgeschäfts am Times Square (amerikanischer Besitzer). Kurz nachdem ich den Fehler begangen hatte, diesen Laden zu betreten, wurde ich (natürlich) von einem Mitarbeiter freundlich begrüßt und direkt kompetent meinen Wünschen entsprechend beraten.
Der Dialog spielte sich folgendermaßen ab:
„Good morning, Sir, I would like to buy a pair of gloves!
„I have some really nice cameras especially for you, come and have a look!“
„Excuse me, Sir, but I just want to buy gloves!“
„You don’t need gloves, buy a camera!“
„I already have a camera, now I want to buy gloves!“
„Which camera do you have?“
„The Panasonic NV-GS230 EG-S“
„That’s a nice one, probably the best. Come here, I will show you a lens for it“

Der Mann geht nach hinten in den Laden. Ich folge ihm, weil ich die Linse wirklich mal sehen möchte. Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass es derartiges Zubehör für meine Kamera gibt. Ich gebe ihm meine Kamera, er montiert die Linse, geht mit meiner Kamera nach draußen (ich hinterher) und demonstriert mir den Effekt. Rein aus Interesse begehe ich den Fehler, ihn nach dem Preis zu fragen:
„How much is the lens?“
„Normally it’s $999, I will give it to you for $299.“

Ah ja. Sicher das. Eine Kameralinse für $999 (in Worten: neunhundertneunundneunzig). Dabei war die noch nicht mal aus Gold und mit Diamanten besetzt, und eine komplette HD-Videokamera hing auch nicht daran. Also bitte, erstens zu behaupten, eine Kameralinse würde im Fachhandel $999 kosten, ist unglaubwürdig. Zweitens im gleichen Atemzug einen Rabatt von $700 zu gewähren, macht die Sache nicht wirklich besser.

Handschuhkauf, zweiter Akt, Vorhang auf:
„I don’t want to buy this lens.“
„I will give it to you for $275.“

An dieser Stelle frage ich mich ersthaft, welcher Teil des Satzes „Ich möchte diese Linse nicht kaufen“ unverständlich ist.
Nachdem er noch ein paar Mal (immer nachdrücklicher) versucht hat, mich zum Kauf zu zwingen…ähm, ich meine natürlich: mich davon zu überzeugen, dass ich dieses Teil schon immer haben wollte, und erst durch den sofortigen Erwerb bei ihm mein ewiges Seelenheil erreichen werde, und ich ihn jedes Mal aufs Neue damit konfrontiert habe, dass ich dieses Teil nicht kaufen werde, habe ich schließlich meine Taktik geändert und ihm gesagt, dass ich es mir überlegen werde und am nächsten Morgen ganz sicher (*g*) wieder bei ihm erscheinen werde.
Daraufhin wurde er ein wenig ungehalten und sagte zu mir: „No, you will not think about it, and you will not come back tomorrow! You are not good for my business!“ Unter wüsten Beschimpfungen seinerseits habe ich dann seinen Laden verlassen. Wenigstens ein netter Kollege war anwesend: Dieser hat mir immerhin die Tür aufgehalten…

An dieser Stelle kann ich zukünftigen New York Besuchern nur einen Rat geben: Kauft nicht bei Souvenirgeschäften am Times Square!

Warum erzähle ich Euch diese Story in ihrer gesamten epischen Breite? Ganz einfach: weil ich (1) diese Unterhaltung ziemlich amüsant fand, (2) das Marketing-Verständnis dieser Läden in Bezug auf die Frage „How to please the customer?“ sehr interessant finde, und weil ich (3) heute zu B&H gegangen bin, einem auf Seite 2598 des Touristenführers am Rande erwähnten Elektronikgeschäft.

IMGA0593Logistiker, wenn Ihr nach New York fahrt: That’s the place to be!!! Ein Besuch in diesem Laden bringt schätzungsweise mehr als ein ganzes Semester „Technische Logistik und Materialflußtechnik“ an der Hochschule! Wer beim Besuch bei DHL am Flughafen dabei war: So sieht dieser Laden von innen aus. Dort gibt es alles zu bewundern, was der Technikmarkt für Logistiker zu bieten hat: Flurfreie Stetigförderer, flurfreie Unstetigförderer, (jetzt kenne ich auch endlich den Unterschied zwischen Rollenbahnen und Röllchenbahnen), S-Förderer, und und und…
Was mich ein wenig stutzig gemacht hat: In diesem Laden gibt es reihenweise Ausstellungsschränke, in denen man sich die Artikel anschauen kann, aber selbst das Personal kann sie nicht herausnehmen um sie vorzuführen.

IMGA0596Während ich also von einem netten und kompetenten Mitarbeiter meinen Wünschen entsprechend beraten wurde, zeigte dieser mit immer wieder bestimmte Artikel auf einem Computerbildschirm.
Als wir einen möglicherweise in Frage kommenden Artikel gefunden hatten, drückte er auf den Button „Order“ und keine zwanzig Sekunden später erschien wie von Geisterhand hinter ihm eine grüne Box (über einen Aufzug im Boden nach oben befördert), in der sich der Artikel befand. Ich muss sagen, von der Supply Chain war ich echt beeindruckt. Der Artikel kam leider nicht in Frage, was aber kein Problem war. Er kam zurück in die Box, und einen Knopfdruck später war die Kiste wieder im Boden verschwunden.

IMGA0591Als wir den gesuchten Artikel gefunden hatten, kam dieser ebenfalls in die grüne Box, zusätzlich wurde aber ein RFID-Tag ausgedruckt und an der Kiste befestigt. Diese wurde im Anschluss Richtung Decke befördert, einmal um den ganzen Laden befördert, über eine Wendeltreppe nach unten, ein paar Meter weiter mit einem S-Förderer wieder nach oben, [hier wurde der Sichtkontakt für einige Meter unterbrochen] und schließlich über eine Rampe zur Warenausgabe.
Dazu als Vergleich ein normaler Einkaufsvorgang bei MediaMarkt Deutschland: Den Laden betreten, Verkäufer suchen, kein Verkäufer sichtbar, also selber suchen, Artikel aus dem Regal nehmen, zur Kasse tragen, bezahlen, rausgehen, fertig. Irre ich mich, oder ist Einkaufen in Amerika nur unwesentlich spektakulärer?

P.S.: Die Handschuhe habe ich später beim Souvenirgeschäft am Times Square (chinesischer Besitzer) für $7,99 gekauft.

P.P.S.: Die $999-Linse vom Souvenirgeschäft am Times Square (amerikanischer Besitzer), für die ich „nur“ $275 hätte bezahlen müssen, gab es auch bei B&H… für $24,95.

22.02.2008

Nachdem ich vor zwei Tagen schon einmal in der Cathedral Church of Saint John the Divine gewesen bin, habe ich mich heute morgen erneut auf den Weg dorthin begeben, um noch ein paar Fotos von dem Keith Haring Altar zu machen (die meisten meiner Fotos waren wohl doch ein wenig zu dunkel).

Im Anschluss bin ich mit der MTA zur Grand Central Station gefahren, um dort ebenfalls ein paar Fotos zu machen. Zusammenfassend kann man festhalten, dass das keine gute Idee war.
Kurzum, ich wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen, weil ich es gewagt habe, mit einem Stativ Fotoaufnahmen von der Haupthalle zu machen. Darüber war ich zunächst ein wenig verwundert, da es nirgendwo Hinweise darüber gab, dass das Fotografieren dort verboten ist. Ist es auch nicht, das Problem war das Stativ.
Dafür braucht man nämlich eine schriftliche Genehmigung vom (Achtung, jetzt wirds lustig!) „Media Relations Manager“.
Ein Bahnhof (!!!) in New York hat einen „Media Relations Manager“! Das ist aber auch zu geil!
Mein schallendes Gelächter ist jedenfalls nicht sonderlich gut bei der Polizei angekommen. Die Officer haben dann erstmal meine Kamera überprüft, und alle Videobänder gecheckt, ob vielleicht irgendwo eine Aufnahme der Grand Central Station drauf ist.
Ich hatte übrigens 5 Bänder à 60 Minuten dabei; den Zeitaufwand, den die Polizei dabei hatte, kann man ja schnell nachrechnen.
Ich fand das Ganze jedenfalls extrem amüsant, vor allem, wenn man bedenkt, dass sich dieses Event in New York City ereignet hat, und das einzige Problem der Polizei wohl in einem Touristen bestand, der mit einem Kamerastativ möglicherweise einen terroristischen Anschlag hätte verüben können…
Da fällt mir ein, wie hoch ist noch gleich die Kriminalitätsrate in New York City? *grübel*

Nachdem die Polizisten mir dann (offensichtlich enttäuscht) mitteilen mussten, dass meine Bänder sauber seien, sprich, dass sich keine einzige Aufnahme aus der Grand Central Station darauf befand (natürlich nicht, das habe ich denen ja schon ganz am Anfang gesagt), wurde ich wieder in die Freiheit entlassen.
Ich habe mich dann höflich verabschiedet, und den Polizisten einen schönen und erfolgreichen Tag gewünscht. Ein breites Grinsen beim Abgang konnte ich mir aber dennoch nicht verkneifen…

Den Abend haben wir dann gemütlich beim Mexikaner (Panchito’s) ausklingen lassen. Das Essen war hervorragend, die Portion hätte allerdings locker für zwei Personen gereicht. Leider mussten wir ziemlich lange auf das Essen warten. Die Mango-Margeritas scheinen auch gut zu sein, wer dazu nähere Infos möchte, sollte allerdings die Frauen fragen ;-).
Alles in allem hat es sich also gelohnt, und das Restaurant hat sich einen Platz auf der positiven Seite der „New York Hall of Fame“ verdient.

Fazit: Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende. Für morgen stehen noch mehrere Kirchen auf dem Programm. Bis dahin bleibt mir nur zu sagen:
Gute Nacht Deutschland, gute Nacht Welt!

24.02.2008

Jede Reise geht irgendwann einmal zu Ende, und so befinden auch wir uns auf dem Rückflug. Emily hat einen anderen Flug gebucht als wir, deswegen hat sie ihren Zwischenstop in Toronto. Wir haben hingegen wieder einmal die Gelegenheit, uns den Flughafen von Washington anzuschauen. Dieser ist jedoch erstaunlich unspektakulär und geradezu langweilig.
Gestern abend ist es bei mir etwas später geworden, schließlich musste ich doch die Klitschko-Brüder am Madison Square Garden gebührend in Empfang nehmen. Der Kampf soll ja mal unbeschreiblich schlecht gewesen sein. Hätte ich das $1000-Ticket gekauft, hätte ich mich wahrscheinlich geärgert…

Rückblickend kann man sagen, dass die Promidichte in New York sehr hoch ist, und wahrscheinlich ist das auch der Grund dafür, dass sich die Stars hier weitgehend unbeachtet bewegen können.
Vor einigen Tagen ist mir Danny DeVito über den Weg gelaufen, und es waren gerade einmal drei Fotografen in der Nähe (mich eingeschlossen). Das gleiche galt für Ashton Kutcher, Ryan Reynolds und einige andere, denen ich in den letzten Tagen begegnet bin.
Vor dem Hintergrund ist es nahezu peinlich, dass die Ankunft von Tokio Hotel und deren anschließendes Konzert hier in New York zu Massenhysterien geführt hat. Dies beschränkte sich zwar auf die (größtenteils minderjährige) Bevölkerung New Yorks, doch die hat es immerhin geschafft, den Verkehr rund um die MTV Studios zum Erliegen zu bringen.

Heute abend steht die Oscar-Verleihung an, und das ist insofern besonders aufrewgend, als „eine von uns“ als beste Schauspielerin nominiert ist: Ellen Page, in Halifax geboren und aufgewachsen, hat gute Chancen für ihre beachtliche Leistung in dem Film „Juno“ ausgezeichnet zu werden. Ich bin gespannt!

24.02.2008, die Zweite

Mittlerweile haben wir die Strapazen des Fluges hinter uns gebracht.
Am Flughafen in Halifax hat sich nämlich Folgendes ereignet:
Wer aus den USA einreist, muss eine Customs Declaration Form ausfüllen, was ja an sich nichts Neues ist (das mussten wir ja schon auf dem Hinweg machen). Mit diesem Formular und seinem Gepäck wird man dann in einen Nebenraum gebracht, wo man zu seinem Gepäck befragt wird. Im Anschluss wird das Gepäck gecheckt. Allerdings nicht so, wie das normalerweise gecheckt wird, sondern komplett (und ich meine: WIRKLICH komplett).

Fazit: Ich bin ein Schwerverbrecher!

Gut, das wussten manche Leute ja schon vorher, aber hier kommt die offizielle behördliche Begründung der kanadischen Einwanderungsbehörde:
(1) Ich hatte ein Rasiermesser mit diversen Rasierklingen dabei.
Gottseidank habe ich das direkt am Anfang gesagt, somit war klar, dass ich das nicht als Waffe einsetzen wollte (Rasiermesser gelten in Kanada nämlich als Waffe)
(2) Ich hatte mehrere teure technische Gegenstände dabei: Meine Kamera, meinen Laptop, Kopfhörer, Ladekabel, mein Handy und weitere ähnliche Dinge.
Ich wurde allen Ernstes nach den Kassenbelegen gefragt, die ich natürlich nicht dabei hatte, da die Gegenstände ja nun schon etwas älter sind. Das Problem ist, dass ich deswegen nicht nachweisen konnte, dass ich die Gegenstände NICHT in Amerika gekauft habe, sondern schon vorher hatte.

Ich wurde dann darauf hingewiesen, dass ich bei meiner Ausreise aus Kanada nach USA zum Zoll hätte gehen müssen, damit dort die Seriennummern der Gegenstände registriert werden, und diese bei meiner Rückkehr abgeglichen werden können. Da kann ich nur sagen: Die spinnen ja wohl, die Amerikaner! Aber es kommt noch besser:
(3) Ich habe mir in New York (wie ja zuvor berichtet) ein Paar Handschuhe gekauft – für $7.99. Ich wurde darauf hingewiesen, dass ich theoretisch eine Straftat begangen hätte, da ich diese nicht deklariert hätte. Handschuhe für $7.99!!! Deklarieren!!! Zu geil, echt mal! Naja, jetzt habe ich wieder etwas gelernt, nächstes Mal bin ich dann schlauer…